Mögliche SS-Verbindungen: Naturkosmetikhersteller Weleda beauftragt Gutachten

Berlin. Nach Vorwürfen einer engen Verbindung zur SS hat der Naturkosmetikhersteller Weleda eine neue, unabhängige Studie zur Geschichte des Unternehmens während des Faschismus in Auftrag gegeben. »Wir verurteilen die Gräueltaten des Nationalsozialismus aufs Schärfste. Faschismus, Antisemitismus, Rassismus oder rechtsextremes Gedankengut haben bei uns keinen Platz«, erklärte Unternehmenschefin Tina Müller am Dienstag. »Deshalb setzen wir uns für eine lückenlose Aufarbeitung unserer Geschichte ein.«
Der Spiegel hatte am Wochenende unter Berufung auf eine noch unveröffentlichte Studie der Historikerin Anne Sudrow im Auftrag der Gedenkstätte Dachau berichtet, Weleda habe dorthin eine Frostschutzcreme geliefert, die dort mutmaßlich für Menschenversuche eingesetzt worden sei. Demnach bezog das Unternehmen zudem Heilkräuter aus einer landwirtschaftlichen Anlage, die von der SS in Dachau nach biologisch-dynamischen Methoden betrieben worden sei. KZ-Häftlinge seien dort als Zwangsarbeiter eingesetzt worden.
Weleda erklärte am Dienstag, das Unternehmen habe bereits 2023 die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte mit einem wissenschaftlichen Gutachten zu Teilen der Unternehmensgeschichte während des deutschen Faschismus beauftragt. »Das 2024 fertiggestellte Gutachten war jedoch noch nicht auf eine Untersuchung sämtlicher Detailaspekte ausgerichtet.« Die Arbeit von Historikerin Sudrow »enthält unter anderem auch Details zu Verbindungen von Weleda in der damaligen Zeit, die in der bisherigen Forschung möglicherweise noch nicht vollständig beleuchtet wurden«, erklärte das Unternehmen. Sudrow habe Zugang zu Archivalien von Weleda erhalten, unter anderem zu Verwaltungsratsprotokollen aus der NS-Zeit.
Hauptsitz von Weleda ist Arlesheim bei Basel in der Schweiz. Das Unternehmen war 1921 gegründet worden. Seitdem werden auch im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd Heil- und Körperpflegemittel produziert, heute eine deutsche Niederlassung von Weleda. (AFP/jW)
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