Zu Hause bleiben
Von René Lau
Jeder von uns liebt Stabilität und Ausgewogenheit. Doch wissen wir: Entwicklung setzt Veränderung voraus. Stillstand wird nie Fortschritt bringen. Oft gehören lange, manchmal schmerzhafte Diskussionen dazu. Besonders heikel wird es für den Fußballfan dann, wenn es um sein Liebstes geht, nämlich den Sport samt seiner Kultur und Traditionen. Mit Veränderungen tut er sich schwer, zumal manche dem traditionellen Fußball offensichtlich nicht guttun und abgewehrt oder gemildert werden müssen.
Für die Spielbetriebe und Mannschaften der Länder gelten dieselben Regeln, jede Saison und jede Meisterschaft folgt demselben Muster. Das ist ein wichtiger Grundsatz. Irrwitzig erscheint vor diesem Hintergrund die Idee einiger Marketingprofis, Ligaspiele fernab der jeweiligen Länder zu veranstalten. So hatte die spanische Liga erwogen, das Supercup-Endspiel in Saudi-Arabien stattfinden zu lassen. Zuletzt gab es Meldungen, dass der italienische und der spanische Fußballverband vorhätten, Ligaspiele nach Australien oder in die USA zu verlegen. Die NFL verlegt doch auch Partien nach Europa, mag mancher nun einwenden. Das ist allerdings genauso kritikwürdig. Ohnehin stehen Entertainment und großes Geld beim heutigen American Football weit mehr im Vordergrund als im Fußball. Noch zumindest.
Warum sollte der Fußball derlei brauchen? Das haben sich auch mehr als 400 Fangruppen aus ganz Europa gedacht und eine gemeinsame Erklärung verfasst. Die zentrale Aussage: »Jede Abweichung von den bestehenden Regeln« sei »eine Perversion des Fußballs zum alleinigen Zweck der Unterhaltung und des kurzfristigen finanziellen Gewinns«. Klubs dürften »weder Unterhaltungsunternehmen noch Wanderzirkus« werden. Pflichtspiele ins Ausland zu verlegen, raube dem Fußball seine Seele. Die finde man nämlich vor Ort, wo der Fußball entstanden sei. Dort sei er bei Fans und Stadtgesellschaft verwurzelt, ob in der hochmodernen Arena oder im abgewrackten Stadion. Vor vier Jahren haben es europäische Fans geschafft, die Superleague zu verhindern. Sie werden auch zu verhindern wissen, dass man Spiele ins Ausland, gar nach Übersee, verlegt.
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