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Aus: Ausgabe vom 12.09.2025, Seite 16 / Sport
Basketball-EM

Besser im Blaumann

Basketball-Europameisterschaft: Das DBB-Team ringt im Viertelfinale starke Slowenen nieder
Von André Dahlmeyer
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Mal wieder im Mittelpunkt: Dennis Schröder (Riga, 10.9.2025)

Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem sensationellen WM-Triumph von Manila haben die deutschen Basketballer im Viertelfinale der Basketball-Europameisterschaft in Riga ein denkwürdiges Spiel gegen Slowenien gedreht. Lange sah es nicht danach aus. Nun spielt das DBB-Team am Freitag (16 Uhr) gegen den überraschend starken Gastgeber Finnland um das Ticket fürs EM-Finale. Für die deutsche Mannschaft ist es der vierte Halbfinaleinzug bei einem großen Turnier in Folge. Die Bilanz bei diesem: makellos. Sieben Spiele, sieben Siege. Nach dem Ausscheiden von Serbien, Frankreich und Spanien stehen die Medaillenchancen gut. Das zweite Halbfinale bestreiten Griechenland und die bärenstarke Türkei.

Das Match gegen den Europameister von 2017 (Istanbul, Goran Dragić von den Miami Heat wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet) erwies sich vor über 9.000 Zuschauern als schmutziges Spiel. Wer im Smoking nicht glänzen kann, der hat den Blaumann anzuziehen. Das Viertelfinale gegen die hochmotivierten Jungs um Luka Dončić von den Los Angeles Lakers wurde zu einem Arbeiterspiel, Abnutzungskampf sagen die militäraffinen Sportjournalisten. Nichts fürs Auge, nichts für die Nerven. Spannung und Verzweiflung pur. Trotz schwacher Quote war Franz Wagner mit 23 Punkten Topscorer des deutschen Teams, das es im defensiven Rebound an Disziplin vermissen ließ und erst in der zweiten Halbzeit, eher halbherzig, in den offensiven Flow überging. Bis dahin war Dončić, der es insgesamt auf 39 Punkte, zehn Rebounds und sieben Assists brachte, ein schierer Alptraum.

Interimsbundestrainer Alan Ibrahimagic hatte vor dem Spiel gewarnt, nicht zu sehr auf den Star zu schauen, man müsse Slowenien als Team stoppen. Sehr weise. Dass Dončić scoren würde, was das Zeug hält, war klar, aber letztlich ist er wie der frühe Messi auch immer etwas zu eigensinnig, das muss das Team dann kompensieren. Kein Maradona oder Messi hat je alleine ein anderes Team besiegt, nur die im Schatten sieht man oft zu wenig. Das DBB-Team tappte genau in diese Falle, beinahe wäre es so richtig schiefgegangen.

Daniel Theis verliert zunächst den Tip-off, blockt dann Dončić, ehe Dennis Schröder den ersten Korb des Spiels erzielt. Dončić schimpft da bereits wie ein Rohrspatz und der Unparteiische ahndet ein technisches Foul. Franz Wagner stopft einen Ball in den Korb, 5:4 für die Deutschen. Das Spiel hat noch gar nicht richtig begonnen, da erhält Dončić nach einer Regelwidrigkeit gegen Wagner bereits das zweite Foul gutgeschrieben. Er quatscht und provoziert in einem fort. Die deutschen Basketballer beginnen, ihn nun vor allem defensiv zu beschäftigen, um weitere Fouls zu ziehen. Klappt nicht. Klappt ganz und gar nicht. Zwischenzeitlich versenkt Andi Obst einen Dreier zum 15:11. Dann bricht die deutsche Mannschaft ein, vor allem weil die Rückwärtsbewegung viel zu lässig war. Den Fastbreaks der Slowenen, denen mittlerweile fast alles gelingt, können Schröder und Co. nur hinterher staunen. Und auch Isaac Bonga hat als Fastbewacher von Dončić (zehn Punkte im ersten Viertel) rasch zwei Fouls auf dem Konto. Nach einem Time-out kommen die Slowenen in einen Lauf und beenden das Viertel mit einer 21:32-Führung.

Die deutsche Defense ist immer einen Schritt zu spät. Die Slowenen pflücken den Ball am Brett nach Belieben, beginnen nun aber erstmals auch bei den Dreiern zu schwächeln. Beide Teams spielen viel zu hektisch. Dafür unternimmt Daniel Theis nun erste Ausflüge in den zweiten Stock, auch Andi Obst wird wieder wach, ehe der zu den Sacramento Kings wechselnde Dennis Schröder einen Korbleger zum 39:39 versenkt. Dončić hat nun schon 22 Punkte auf dem Konto, stellt aber das Knie raus, drittes Foul, muss pausieren. Die Rebound-Probleme werden von den Slowenen nach wie vor eiskalt bestraft. Halbzeitstand: 45:51.

Das deutsche Team kehrt mit viel Druck gegen den Ball zurück. Rasch kassiert Dončić sein viertes Foul und macht zu einem der Schiris die »Money«-Geste: Du bist doch geschmiert! Hinten bekommen die Deutschen den Laden einfach nicht dicht, spielen wie lahm, ein Fehlversuch jagt den nächsten. Als es katastrophal zu werden droht, gelingt dem bei den Orlando Magic spielenden deutsch-brasilianischen Small Forward Tristan da Silva mit der Schlusssirene des dritten Viertels ein Dreier aus der eigenen Hälfte: nur noch 70:74!

Das ist der Wendepunkt. Das DBB-Team findet zurück zu emotionaler Stärke, Andi Obst versenkt einen einbeinigen Dreier von links, Schröder einen aus der rechten Ecke, Dončić flucht. Deutschland im Halbfinale, Amen.

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