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Aus: Ausgabe vom 12.09.2025, Seite 7 / Ausland
Vereinigte Staaten

Charlie Kirk erschossen

USA: Rechter Aktivist und Trump-Unterstützer ermordet. US-Präsident macht »Linke« verantwortlich
Von Lars Pieck
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Gedenkfeier für Charlie Kirk am Mittwoch in der Zentrale von »Turning Point USA« in Phoenix, Arizona

Er gehörte zu den bekanntesten Podcastern der Vereinigten Staaten und war mit seiner Organisation »Turning Point USA« maßgeblich an der Mobilisierung von Wählern für Donald Trump beteiligt: Am Mittwoch um 12.10 Uhr (Ortszeit) ist der rechte Aktivist und Trump-Freund Charlie Kirk bei einer Veranstaltung an der Utah Valley Universität erschossen worden. Kurz nach seiner Einlieferung in ein Krankenhaus bestätigte der US-Präsident Kirks Tod auf Truth Social. Er bezeichnete den rechten Meinungsmacher als »großartig und sogar legendär« und in einem am selben Abend veröffentlichten Video aus dem Weißen Haus als »Märtyrer für die Wahrheit und die Freiheit«. Trump machte die »radikale Linke« für das Attentat verantwortlich.

Kirk galt als eine der reichweitenstärksten Figuren der US-Rechten. Auf seinen Social-Media-Kanälen verbreitete er Aufnahmen, in denen er mit Studenten über Waffengesetze, Religion, trans Personen oder den Klimawandel debattierte. So auch bei der Veranstaltung am Mittwoch als Teil seiner »American Comeback«-Tour. Vor rund 3.000 Zuschauern nahm Kirk Fragen zu Massenschießereien und Waffengewalt entgegen. Plötzlich fiel dann der Schuss. Videos zeigen, wie Kirk nach seinem Hals greift, stark blutet und regungslos stehenbleibt.

Laut einer Sprecherin der Universität wurde die Kugel aus etwa 180 Metern Entfernung von einem angrenzenden Gebäude abgefeuert. Der Schütze wurde bislang nicht gefasst. Kurz nach der Tat meldeten FBI und lokale Behörden, je einen Verdächtigen in Gewahrsam genommen zu haben. Nach Befragungen wurden diese jedoch wieder freigelassen. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass die Behörden derzeit nach einer weiteren Person von Interesse suchen, sich aber niemand in Gewahrsam befinde.

Das Attentat wurde von Politikern beider Parteien verurteilt. Dennoch hindert dies den Präsidenten und seine Anhänger nicht daran, die Schuld bei ihren Gegnern zu suchen. Dass die Trump-Administration dieses Ereignis nutzen wird, um weiter gegen die Opposition und unliebsame Personen vorzugehen, scheint sicher. Dabei wird die Mehrheit der politischen Gewaltakte in den USA von Tätern verübt, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind oder die keine klaren ideologischen Überzeugungen haben. Beispiele sind das versuchte Attentat auf Trump im Juli 2024 in Pennsylvania durch einen Republikaner oder der Mord an der demokratischen Abgeordneten Melissa Hortman im Juni des laufenden Jahres.

2012, im Alter von 18 Jahren, hatte Kirk die Organisation »Turning Point« als studentische und rechtskonservative Non-Profit-Organisation gegründet, die sich als Verfechter von Eigenverantwortung, freien Märkten und begrenzter staatlicher Macht präsentiert. Zudem betreibt die Organisation Ableger wie »Students for Trump«, »Turning Point News« und »Turning Point Action«. Heute ist sie an über 850 Universitäten aktiv. Ende 2016 machte »Turning Point« etwa mit der »Professor Watchlist« Schlagzeilen, auf der kritische, liberale und linke Hochschullehrer an den Pranger gestellt wurden. Kirk erklärte, die Website sei »der Dokumentation und Enthüllung von Hochschulprofessoren gewidmet, die konservative Studenten diskriminieren, antiamerikanische Werte fördern und linke Propaganda im Klassenzimmer verbreiten«.

Kirk starb, wie er lebte: indem er selektiv Kriminalstatistiken nutzte, um die meist rassistisch motivierte Waffengewalt in den Vereinigten Staaten zu verharmlosen. Immer wieder fiel er mit Aussagen auf wie »Waffentote sind es leider wert, um das Zweite Amendment zu verteidigen«. Nur diesmal war er selbst Opfer des Verfassungszusatzes, der die Einschränkung des Waffenrechts verbietet.

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