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Aus: Ausgabe vom 10.09.2025, Seite 11 / Feuilleton
Kabarett

Sein wichtigster Wechsel

Vor 100 Jahren wurde der Satiriker, Schauspieler und Autor Edgar Külow geboren
Von F.-B. Habel
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Alles für die Kunst: Edgar Külow gab noch sein letztes Hemd – hier für junge Welt (1996)

Na so was! Ein Sauerländer, der nicht sauertöpfisch war. Manchmal war es Edgar Külow vor der Kamera doch und erzielte damit herrlich komische Wirkungen. Am 10. September 1925 in Werdohl (Westfalen) als Tischlersohn geboren, musste er im Krieg zur Marine und trat nach diesen Erlebnissen schon kurz vorm 21. Geburtstag in die KPD ein. Weil ihm das im sauerländischen Umfeld Anfeindungen einbrachte, ging er zum Schauspielstudium nach Leipzig, arbeitete für den Mitteldeutschen Rundfunk, und nach einer Stippvisite in der westfälischen Heimat war er ab 1959 Kabarettist in der »Leipziger Pfeffermühle«. Dort arbeitete er sich bis in die Leitung hoch. Als scharfzüngiger, respektloser Satiriker verscherzte er es sich auf der Bühne mit dem Leipziger SED-Bezirkschef Paul Fröhlich, wurde nach Halle versetzt, wo er Horst Sindermann in gleicher Funktion so erfreute, dass dieser ihm 1969 den Händelpreis verlieh.

Nachdem er mit dem Pfeffermühlen-Ensemble schon 1962 mit »Die Verlobung findet nicht statt« neben Ursula Schmitter, Manfred Uhlig und Helga Hahnemann im DFF gastiert hatte, holte man ihn für regelmäßige Auftritte ins Adlershofer Fernsehkabarett »Tele-BZ«. Dem schloss sich ein Festvertrag im DFF-Ensemble an, weshalb er nach Berlin zog, das nach Westfalen und Sachsen seine dritte Heimat werden sollte. Der Fußballanhänger wechselte von Chemie Leipzig zum VfB Einheit zu Pankow.

Beruflich profitierte auch das Hauptstadtkabarett »Die Distel«. Hier wirkte Külow als Autor, Darsteller und Regisseur – und nicht zuletzt als »Versammlungsleiter« hintersinniger Autorenabende. Das Fernsehpublikum amüsierte sich in Dutzenden Fernsehfilmen und -serien über seine skurrilen Gestalten, so in »Schwester Agnes« (1975), mancher Folge des »Polizeiruf 110« und bei »Der Staatsanwalt hat das Wort«. Auch die Defa hatte für ihn manches Kabinettstück in petto. Besonderer Publikumsliebling wurde er als Butler neben Peter Kersten in der DFF-Showreihe »Zauber auf Schloß Kuckuckstein« (1985–1991).

Daneben hat Edgar Külow immer geschrieben, bissig-heitere Bücher und Artikel für den Eulenspiegel, die Fuwo und das Deutsche Sportecho. Auch in junge Welt teilte er sein Fußballwissen. Von 1997 bis zu seinem Tode 2012 erschien hier seine meinungsstarke Sportkolumne »Eckenbrüller«.

Heute würde sich Külow freuen, dass der von ihm und Heinz Behling initiierte Preis »Der Eddi« seit 2013 wieder jährlich verliehen wird, und auch auf die angekündigte Biographie »Das unerhörte Leben von Edgar Külow« wäre er schon sehr neugierig.

Subskription »Der rote Blitz. Das unerhörte Leben des Edgar Külow. Erzählt von Jürgen Klammer und Volker Külow« zum Preis von 99,90 Euro, mit einem QR-Code zum Download jeder Menge Videos mit Edgar Külow: kurzlinks.de/RoterBlitz

»Happy birthday, Eddi!«, mit einem Freundschaftsspiel der Alten Herren von Einheit Pankow gegen die Autorennationalmannschaft und einer Buchvorstellung mit Volker Külow, 12. September 2025, Paul-Zobel-Sportplatz, Berlin, ab 17 Uhr

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