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Aus: Ausgabe vom 10.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Gärtner des Tages: Annalena Baerbock

Von Mawuena Martens
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Welcher »Karriereschritt« folgt als nächstes? Annalena Baerbock in der UN-Generalversammlung (New York, 26.9.2024)

Erst das höchste diplomatische Amt der Bundesrepublik Deutschland, dann auch noch das Amt der Präsidentin der UN-Vollversammlung: Ausgerechnet Annalena Baerbock, die wie wenige andere für Hochmut und Doppelstandards des politischen Westens steht, hat am Dienstag ihren neuen Job angetreten.

Als deutsche Außenministerin machte sie an vorderster Front gegen Russland mobil, heizte den Ukraine- wie Gazakrieg mit Waffenlieferungen ein und kroch US-Regierung wie Kapital mit ihrer Politik in den Hintern. Beim Thema Ukraine-Krieg ließ sie sich zu grotesken Aussagen herab, von »Unsere Waffenlieferungen helfen offensichtlich sehr deutlich, Menschenleben zu retten« bis hin zu einer Beinahekriegserklärung gegen Russland.

Als Israel im Oktober 2023 begann, den Gazastreifen komplett in Schutt und Asche zu legen, enthielt sie sich bei einer UN-Resolution zu einer »sofortigen humanitären Waffenruhe«. Ein Jahr Genozid später legte die selbsterklärte Expertin für internationales Recht dar, dass »auch zivile Orte ihren Schutzstatus verlieren« können. Zur Erinnerung: In den Genfer Konventionen ist klar geregelt, dass weder Zivilisten noch zivile Objekte Ziel von Angriffen sein dürfen.

Auch sonst stöckelt Baerbock in Designerschuhen völlig vermessen durch die Welt. Auf einer Reise nach Brasilien etwa rügte sie ihre Gastgeber, dass diesen der »Preis für Reis und Bohnen« wichtiger sei, als die sogenannte Hilfe für die Ukraine. Und in jüngsten Videos für Social Media zeigte sich die »Grüne« taxifahrend und aus Einwegbechern schlürfend bereit für neuen »Content« aus New York. Die offensichtliche Fehlbesetzung zeigt vor allem eines: Mit den Richtigen zu paktieren, darauf kommt es an. Nach fünf Jahren im Young-Global-Leaders-Programm des Weltwirtschaftsforums ist mit Annalena Baerbock in der UN der Bock zum Gärtner gemacht.

Hinweis: In einer ersten Fassung des Beitrags hieß es, Baerbock habe nun den Vorsitz des UN-Sekretariats inne. Sie ist aber Präsidentin der UN-Vollversammlung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. (jW)

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  • Leserbrief von Doris Prato (12. September 2025 um 11:23 Uhr)
    Als „wertvollen Beitrag für ein geeintes Europa“ lobpreiste die jetzt zur Präsidentin der UN-Vollversammlung berufene Annalena Baerbock vor ihrem Amtsantritt als Außenministerin der Regierung von Olaf Scholz in einem Interview mit der US-amerikanischen Denkfabrik „Atlantic Council“ den Endkampf ihres Großvaters in Hitlers Wehrmacht gegen die heranrückende Rote. Und sie hatte nie etwas dagegen einzuwenden, wenn im deutschen Bundestag Vertreter der Ukraine, wie in den USA und anderen EU-Ländern auch, die die Waffen-SS-Division »Galizien« und die Angehörigen dieser berüchtigtsten Massenmörderorganisation des »Dritten Reichs« verehren, auftreten und den Faschistengruß »Slawa Ukraini!«, der ukrainischen Variante des deutschen »Sieg Heil!«, aussprechen konnten. Oder wenn die ZDF-Journalistin Anna Loll, die prorussische Bewohner des Donbass vor laufender Kamera als »Untermenschen« bezeichnete. Diese Aussage wurde dann zwar nicht ausgestrahlt, aber von Unbekannten in den sozialen Netzwerken verbreitet. Es entsprach offensichtlich auch der Haltung Baerbocks, wenn die Münchner Politikwissenschaftlerin Florence Gaub in einer »Markus Lanz«-Talkshow erklärte: »Ich glaube, wir dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind, im kulturellen Sinne«, was von einer chauvinistischen Pervertierung ohnegleichen zeugte. „Einst in den finstersten Tiefen der Kollektivpsyche abgelagerte, aber nie überwundene nazistische Ideologeme finden im gegenwärtigen deutschen Zustand der durch das Bündnis der NATO mit dem ukrainischen Faschismus forcierten Verhetzung der Gesellschaft wieder zurück ins Bewusstsein – auch und vor allem in das der Propagandisten dieser verabscheuungswürdigen Allianz“, fasste die bekannte deutsche Journalistin Susann Witt-Stahl in der jW vom 6. Oktober 1923 zusammen. Diesen Geist wird Olaf Scholz’ Ex-Außenministerin Baerbock jetzt in die UNO, die dem Frieden dienen soll, einbringen.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (10. September 2025 um 11:07 Uhr)
    Wer Woke-Illusionen sät, wird Führungskräfte wie Baerbock ernten. Unsere Demokratie hat den Blick für Substanz verloren – und produziert Gestalten, die nichts als Glanzpapier sind. Folgerichtig wird die Welt, die sie formen, hohl, brüchig und verlogen.
  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (10. September 2025 um 03:59 Uhr)
    »Nach fünf Jahren im Young-Global-Leaders-Programm des Weltwirtschaftsforums ist mit Annalena Baerbock in der UN der Bock zum Gärtner gemacht.« Es wäre doch so schön, wenn er auch künftig Einzug im Garten des Schlosses Bellevue halten würde, um dort zu grasen. Da nun aber Ursula von der Leyen mitteilen ließ, sie würde für diesen Posten nicht zur Verfügung stehen, den ohnehin kein Parteienbündnis ihr angeboten hatte, wäre doch wieder eine Stelle für Frau Baerbock frei. Solch einen wertvollen Kader darf man auch nach New York nicht verkümmern lassen. Das wäre schon sehr ungewöhnlich, wenn da im Anschluss nicht etwas Ebenbürtiges folgen würde. Der Bundespräsident zählt es ja jetzt schon zu seinen Aufgaben, Russland zu beschuldigen für Konflikte, die er selbst persönlich mit angeheizt hat, sowie schuldenfinanzierte Rüstungsprogramme durchzuwinken. Keiner verspricht dabei solch verlässliche Kontinuität im Amt wie Annalena Baerbock. Und das Wichtigste: Endlich wäre auch einmal eine Frau in diesem Amt. Dies ist doch das entscheidende Argument, nicht etwa, was sie unterstützt oder unterschreibt. Kunstvoll reden braucht man als Bundespräsidentin nicht. Das konnten Hindenburg oder Lübke auch nicht. Dann hätte sie sogar die Chance, dass noch nach 100 Jahren Straßen nach ihr benannt werden. Dies wäre dann bei ihr sogar gerechtfertigter als bei Hindenburg, da ihre (bisherige) Leistungsbilanz weit positiver ist als die seine. Schloss Bellevue wartet auf sie. Der finanzielle Etat für die Verschönerung und Erweiterung des Schlosses müsste dann allerdings etwas eingeschränkt werden zu Gunsten der Verschönerung durch die bekannt preiswerte Visagistin von Annalena Baerbock. Unsere ehemalige Außenministerin schilderte Ausgaben von mehr als 100 000 Euro jährlich für solche Zwecke als durchaus notwendig. Auch mit dieser konsequenten Haltung, die sich durch unsachgemäße Kritik nicht unterkriegen lässt, bewies sie Charakterstärke, welche sie für ein Repräsentationsamt geradezu prädestiniert.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (10. September 2025 um 13:56 Uhr)
      Bundeshauptstadt Berlin, Bundespräsident*innenschlossanlage Bellevue, davor in Kürze der Baerbockboulevard – lieber Fred: Vielen, vielen Dank für Deine gelungenen Buttkewitze! – Was aber soll später aus dem dann Exbundeskanzler JoFrieMaJo Merz werden? Vergleichbarer Absturz in die ganz weit obene Bedeutungslosigkeit? Auch UNO? Oder lieber NATO – bei diesen/seinen bedeutenden Vorleistungen … – Aah: Frau U. v. d. Leyen schwächelt viel (von »Der mit dem Wolf tanzt« »entlehnt«). Braucht's da ein neues Gesicht? (Sorry wegen NEU – das musste sein.) – Zur Widerlegung der Hoffnung: »Schlimmer geht’s nicht.« – Da ist noch jede Menge Luft nach oben. Keine Scheu, was jede Menge andere Richtungen betrifft.

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