Eurofer fordert Importbeschränkungen
Von David Maiwald
Die Stahlkonzerne der EU fordern protektionistische Maßnahmen zum Schutz ihrer Profite. Wie die Financial Times (FT) am Sonntag berichtete, fordert der Industrieverband Eurofer eine Obergrenze für Stahlimporte in die EU. Die dortige Stahlindustrie sei »die am schlechtesten gestellte Branche aller EU-Industrien«, heißt es demnach im Schreiben des Stahllobbyverbands an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, das der Zeitung am Wochenende vorlag.
Die Unternehmen fordern der FT zufolge zwar zollfreie Importquoten für in der EU benötigte Produkte. Ab einem bestimmten Niveau müsse dann aber »ein prohibitiver Zoll erhoben werden«, zitierte die britische Zeitung. Obwohl die EU in ihrem Zolldeal mit den USA weitreichende Freiheiten für US-Industrieprodukte beschlossen hat, dürfte sich das Papier vor allem um Einfuhren aus China drehen, derzeit Marktführer im globalen Stahlgeschäft.
Eine »hochwirksame, kapazitätsbezogene EU-Stahlhandelsmaßnahme« könne nicht nur eine »lebensfähige europäische Stahlindustrie« sichern, stellt Eurofer im Brief fest, gleichzeitig könne man »den USA zeigen, dass die EU ihren Beitrag zur Eindämmung globaler Überkapazitäten leistet«.
EU-Kommissionssprecher Olof Gil stellte bereits eine Importbegrenzung in Aussicht. Bis zum Ende des Monats werde die Brüsseler Behörde eine entsprechende Verordnung verabschieden, erklärte er. Mit den USA sei man über eine Zollkontingentlösung für Ausfuhren von Stahl, Aluminium und entsprechenden Produkten im Gespräch. »Wir brauchen Schutz, sonst werden wir als Stahlindustrie nicht überleben«, sagte auch eine Managerin von Thyssen-Krupp Steel Europe gegenüber FT.
Erst am Freitag hatten Beschäftigte der Thyssen-Krupp-Stahl-Tochter einem Sanierungstarifvertrag zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zugestimmt. Dieser sieht unter anderem reduzierte Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, geringere Zulagen sowie eine Streichung des Urlaubsgeldes vor. Für die Beschäftigten bedeutet die Einigung jährliche Einbußen von insgesamt rund 120 Millionen Euro.
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