Gegründet 1947 Dienstag, 21. Oktober 2025, Nr. 244
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Aus: Ausgabe vom 06.09.2025, Seite 11 / Feuilleton

In neuer tiefer Liebe

Von Thomas Gsella

Er wächst in allen Welten

Als guter alter Brauch

Und fällt doch viel zu selten

Vom Kopf in einen Bauch.

*

Auch ich hab ihn vergessen,

Ach, Jahr um Jahr um Jahr

Und dann, jetzt grad!, gefressen –

Tärä! Wie wunderbar!

*

Wie milde! Wie erbaulich!

Wie reich an Vitamin!

Wie federleicht verdaulich!

Oh yeah, ich liebe ihn.

*

Dass ich auch ihm gefalle,

Empfehle ich ihn wohl:

Ihr Leserr:innen alle,

Auf geht’s! Esst Blumenkohl!

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  • Leserbrief von Milo Alberto Nowak aus Butzbach (6. September 2025 um 18:08 Uhr)
    Solch knackige Alltagsgedichte treffen genau meinen lyrischen Geschmack und gehen dem Dichter zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach recht leicht von der Hand. Sogar das Gendern, dem ich aus estetischen und meiner Assoziationen mit kriegslüsternen Linksliberalen normalerweise nicht viel abgewinnen kann, ist so im Gedicht eingebaut, dass es sogar einen echten Mehrwert bietet. Das feste Reimschema und das einheitliche Versmaß heben es positiv von dem Ramsch der 2020er Jahre Popkultur ab. Zudem bezaubert es durch seine Schlichtheit und besonders gefällt mir, dass der Hauptgegenstand des Gedichts, der Blumenkohl, erst ganz am Ende erwähnt wird, sodass der Leser bis zum Schluss ratet, welches Lebensmittel genau gemeint sein könnte. Wenn ich das nächste Mal Blumenkohl esse, werde ich an dieses Gedicht denken.

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