China kauft mehr Gas
Von David Maiwald
China und Russland stellen neue Maßstäbe im weltweiten Gashandel auf. Beide Länder haben am Dienstag den Bau einer Erdgaspipeline von den russischen Jamalfeldern im Nordosten des Landes durch die Mongolei nach China beschlossen. Der Chef des russischen Energiekonzerns Gasprom, Alexej Miller, erklärte am Dienstag in Beijing vor russischen Journalisten, es sei ein rechtlich bindendes Memorandum über den Bau der Leitung »Kraft Sibirens 2« vereinbart worden.
Im Rahmen des Gifpels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) seien zwischen Gasprom und dem chinesischen CNPC-Konzern überdies eine Erhöhung der Gaslieferungen nach China von 38 Milliarden Kubikmetern jährlich auf 44 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr über die bestehende »Kraft Sibiriens«-Pipeline vereinbart worden, erklärte Miller der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge am Dienstag. Zudem solle der Gasexport die sogenannte Fernostroute der »Sachalin«-Pipeline von nun zehn Milliarden auf künftig zwölf Milliarden Kubikmeter gesteigert werden.
Chinas Staatschef Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin hatten den Bau von »Kraft Sibiriens 2« im Juli 2023 beschlossen. Sie soll den Plänen zufolge jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland durch die Mongolei nach China transportieren. Von den Jamalfeldern in Sibirien soll die Gasleitung die russischen Städte Atschinsk, Krasnojarsk und Irkutsk und Nauschki passieren und südlich des Baikalsees in die Mongolei führen. Zu welchem Preis das darüber gelieferte Gas dann gehandelt werden soll, stehe noch nicht fest, erklärte Gasprom-Chef Miller laut TASS. Dieser werde gesondert vereinbart.
Xi, Putin und der mongolische Präsident Ukhnaa Khurelsukh waren am Dienstag zu einem trilateralen Gespräch in Beijing zusammengekommen. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, hoben die drei Staatschefs Bemühungen zur verstärkten Zusammenarbeit hervor. Das nun verbindliche Abkommen zum Bau von »Kraft Sibiriens 2« stellt einen neuen Maßstab für die Energiepartnerschaft von Russland und China dar. Über die bestehende »Sibirien«-Pipeline liefen im vergangenen Jahr rund 31 Milliarden Kubikmeter von Russland in die Volksrepublik. Russland sei bestrebt, die perspektivisch ausfallenden Gaslieferungen in die EU auszugleichen, bewertete Reuters die Pläne am Dienstag.
Tatsächlich hat das Handelsvolumen zwischen Moskau und Beijing deutlich zugelegt, seit westliche Staaten Russland infolge des Ukraine-Kriegs mit Sanktionen belegt haben. Der bilaterale Handel konnte nach Daten des chinesischen Zolls bis zum vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 245 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, ein Plus von 68 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Die Entscheidung der Volksrepublik, mehr Gas aus Russland zu kaufen stelle eine »Rüge« für US-Präsident Donald Trump dar, bewertete die Nachrichtenagentur Bloomberg den Vorgang am Dienstag. Trump hatte zuletzt höhere Zölle gegen Indien verfügt, um das Land für Ölkäufe aus Russland zu bestrafen.
»Kraft Sibiriens 2« werde das »weltweit größte, umfassendste und kapitalintensivste Erdgasprojekt« darstellen, erklärte Gasprom-Chef Miller. Der Vertrag laufe über 30 Jahre. Mit einer Lieferung von 50 Milliarden Kubikmetern jährlich würde das Handelsvolumen aber noch weit unter jenem zwischen der EU und Russland liegen. Dieses habe zur Hochzeit in den Jahren 2018 und 2019 jährliche 177 Milliarden Kubikmeter Erdgas betragen, erinnerte Reuters. Mit den angekündigten Steigerungen – und angenommen, alle beschriebenen Pipelines arbeiteten mit voller Auslastung, käme allein der Pipelinehandel mit Erdgas zwischen Russland und China auf ein Volumen von 106 Milliarden Kubikmetern. Ein Datum für den Baustart ist bislang allerdings noch unklar.
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