EU rüstet sich auf Rekordniveau
Von David Maiwald
Die EU bewaffnet sich weiter. Im vergangenen Jahr wurden von den 27 Mitgliedstaaten des Bündnisses insgesamt 343 Milliarden Euro für Militärausgaben aufgewendet. Das teilte die »Verteidigungsagentur« der EU (European Defense Agency, EDA) in ihrem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht mit. Die Staaten gaben demnach 19 Prozent mehr für ihre Armeen aus als noch im Jahr 2023, hieß es weiter. Im laufenden Jahr werde der Rekordwert aber noch einmal um knapp 40 Milliarden Euro übertroffen, prognostizierte die EDA.
Insgesamt 381 Milliarden Euro – und für den gewünschten Kriegskurs der NATO reicht das noch nicht. Um das gewünschte Aufrüstungsziel des transatlantischen Kriegsbündnisses zu erreichen, seien noch »größere Anstrengungen« und jährliche Ausgaben von insgesamt mehr als 630 Milliarden Euro notwendig, erklärte EDA-Generalsekretär André Denk. Die erreichten Aufwendungen der EU-Staaten empfand der Bundeswehr-Generalmajor allerdings schon als »ermutigend«. 19 Mitgliedstaaten haben bereits Mittel des EU-Rüstungsfonds beantragt.
Im Jahr 2024 haben sechzehn EU-Staaten ihre Militärausgaben um mehr als zehn Prozent erhöht. Dem EDA-Bericht zufolge gaben die Mitgliedstaaten pro Soldatenkopf einen Rekordwert von 249.000 Euro aus, eine annähernde Verdopplung gegenüber dem Wert von 2014 (138.000). Allein für Rüstungsgüter wurden demnach 88 Milliarden Euro ausgegeben, im laufenden Jahr soll der Wert die Marke von 100 Milliarden Euro reißen. Erstmals werde das Staatenbündnis zusammen mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für das Militär ausgeben.
Die 130 Milliarden Euro wären für Hardliner des Kriegskurses noch nicht genug. »Dies muss das Zeitalter der europäischen Verteidigung sein«, erklärte EDA-Leiterin und EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mit Erscheinen des Berichts. »Verteidigung« sei »kein nettes Extra mehr, sondern von grundlegender Bedeutung für den Schutz unserer Bürger«. Die EU setze »alle zur Verfügung stehenden finanziellen und politischen Hebel in Bewegung«, um Mitgliedstaaten »und europäische Unternehmen bei diesem Bemühen zu unterstützen«.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (3. September 2025 um 09:25 Uhr)Die EU als Institution verfügt über keine eigenen Finanzmittel – es sind die Mitgliedstaaten, die über ihre Beiträge die Haushaltsmittel der EU speisen. Wenn nun von »EU-Rüstungsausgaben« die Rede ist, verschleiert dies, dass es in Wahrheit die Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedstaaten sind, die über ihre Steuern diese Kosten tragen müssen. Besonders fragwürdig erscheint die Aussage, dass »19 Mitgliedstaaten bereits Mittel des EU-Rüstungsfonds beantragt« hätten. Dieser Fonds muss zunächst durch Beiträge oder Kredite finanziert werden. Das bedeutet, die EU rüstet nicht aus eigener Stärke auf, sondern auf Pump. Damit werden langfristige Schulden geschaffen – während gleichzeitig die Produktionskapazitäten der europäischen Rüstungsindustrie ohnehin begrenzt sind. Schon jetzt ist absehbar, dass viele der bestellten Systeme erst in den 2030er-Jahren ausgeliefert werden können. Dann jedoch werden sie technologisch zum Teil bereits veraltet sein und womöglich militärisch keinen echten Nutzen mehr haben. De facto werden so milliardenschwere Fehlinvestitionen in Kauf genommen – und nebenbei die US-amerikanische Rüstungsindustrie am Laufen gehalten. Ein weiterer Punkt, den die Befürworter dieser Aufrüstung ignorieren: Die Jugend in den liberalen Demokratien Europas ist in einer weitgehend gewaltfreien Gesellschaft sozialisiert. Sie kennt Krieg nicht aus eigener Erfahrung, Gewalt nicht aus Alltagserziehung. Das ist eine zivilisatorische Errungenschaft – bedeutet aber auch, dass es immer weniger junge Menschen gibt, die bereit oder überhaupt fähig wären, in einem großen Krieg mit brutaler Realität zu kämpfen. Aufrüstung allein schafft noch keine echte Wehrbereitschaft!
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