Harmonie in Beijing
Von Jörg Kronauer
China und Russland werden ihre ohnehin schon engen Beziehungen weiter intensivieren. Dies kündigten die Präsidenten beider Länder, Xi Jinping und Wladimir Putin, am Dienstag nach einem Treffen in Beijing an. Die russisch-chinesischen Beziehungen hätten »die Prüfung des internationalen Wandels bestanden« und könnten nun »weiter ausgebaut werden«, erklärte Xi. Putin urteilte, das Verhältnis zwischen beiden Ländern befinde sich auf einem »beispiellos hohen Niveau«. Zudem wies er mit Blick auf das bevorstehende Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Asien darauf hin, dass damals die Sowjetunion China im Kampf gegen Japan unterstützt habe: »Wir standen damals immer zusammen und tun dies heute noch.«
Anlässlich des Treffens von Xi und Putin – Beobachtern zufolge war es mindestens das 45. der beiden Staatschefs – wurden knapp zwei Dutzend Kooperationsabkommen unterzeichnet, die den Ausbau der Zusammenarbeit realisieren und so »eine tiefe Integration der Interessen« beider Staaten fördern sollen, wie Xi erläuterte. Die Abkommen erstrecken sich unter anderem auf die Bereiche Energie, Luftfahrt, künstliche Intelligenz und Landwirtschaft. Zudem werden die offiziellen Nachrichtenagenturen Chinas und Russlands, Xinhua und TASS, in Zukunft enger zusammenarbeiten. Nicht zuletzt soll eine neue Pipeline für die Lieferung russischen Erdgases nach China errichtet werden. Kraft Sibiriens 2 verläuft über das Territorium der Mongolei.
Wohl auch im Zusammenhang damit trafen Xi und Putin am Dienstag in Beijing auch mit dem Präsidenten der Mongolei, Ukhnaa Khurelsukh, zusammen. In der Mongolei, einem geographischen Bindeglied zwischen Russland und China, hat sich die Bundesrepublik lange um Einfluss bemüht, um eine gewisse Kontrolle zu erlangen. Khurelsukh sagte nun zu, den Wirtschaftskorridor aus China über die Mongolei nach Russland auszubauen. Die drei Staaten wollten ihn zur Vertiefung ihrer Kooperation nutzen, hieß es in Beijing. Putin sprach in Beijing zudem mit dem Ministerpräsidenten der Slowakei, Robert Fico, der als einziger Staats- bzw. Regierungschef aus der EU am Mittwoch an der Militärparade in Beijing zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Asien teilnimmt. Dabei betonte Putin, sein Land sei ein verlässlicher Energielieferant. Die Slowakei bezieht weiter russisches Erdgas, gerät deshalb aber immer mehr unter Druck der EU.
Xi nahm bei seinen Äußerungen zu seinem Treffen mit Putin in der Großen Halle des Volkes auch auf den Stellenwert der russisch-chinesischen Beziehungen in den aktuellen Umbrüchen in der globalen Ordnung Bezug. Der Ausbau dieser Beziehungen solle nicht nur Positionen der beiden Länder abstimmen und ihre jeweilige Entwicklung unterstützen, erklärte Xi. In der beiderseitigen Zusammenarbeit gehe es auch darum, »die internationale Gerechtigkeit und Gleichheit entschlossen zu wahren und die Schaffung eines gerechteren, rationalen Systems« der Gestaltung der Welt zu fördern. Darauf zielt auch die Global Governance Initiative, die Xi am Montag auf dem SOZ-Gipfel vorgestellt hat; sie soll »gleichgesinnte« Staaten verbinden, um »die Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen zu schützen«.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (3. September 2025 um 09:23 Uhr)Prognosen über die Zukunft sind immer schwierig. Doch anstelle des von Fukuyama ausgerufenen »Ende der Geschichte«, das die ewige Vorherrschaft des Westens besiegeln sollte, deutet das engere Zusammenrücken Russlands und Chinas auf den Beginn einer neuen Epoche hin. Nach rund fünfhundert Jahren westlicher Dominanz könnte nun das Jahrhundert Chinas folgen. Eine neue Gaspipeline zwischen Russland und der VR-China soll nun gebaut werden. Überraschenderweise berichten die Leitmedien davon, dass dabei Russland von China abhängig wird und nicht umgekehrt, wie es beim Fall zwischen der EU und Russland war!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten G. aus Berlin (4. September 2025 um 18:10 Uhr)Ich glaube nicht, dass es ein chinesisch dominantes Jahrhundert wird. Die sind halt zur Zeit die einzigen, die der westlichen Dominanz die Stirn bieten können. Dominanz und Abhängigkeiten wollen die Chinesen ja abschaffen, so habe ich diese Idee der SOZ verstanden. Na gut, einige, die aus der westlichen Abhängigkeit ausbrechen wollen, werden sich wohl eine Zeitlang hinter den »breiten Schultern« der Chinesen verstecken. Diese EU-Russland-»Abhänigkeit«, das ist eine wohl typisch westliche Sicht. Denke ich! Aber das würde jetzt zu weit führen.
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