Vermintes Terrain
Von Adri Salido (Text und Fotos)Ausgelöst hatte den neuerlichen Konflikt am 23. Juli eine vergessene Landmine, die mehrere thailändische Soldaten schwer verletzte. Am nächsten Tag fielen erste Schüsse. Kurz darauf fanden sich Thailand und Kambodscha in ihrem schwersten Konflikt seit mehr als einem Jahrzehnt wieder: Raketenbeschuss, Artilleriefeuer und gen Grenze mobilisierte Soldaten beider Seiten erschütterten den Dschungel rund um den seit Jahren von beiden Seiten beanspruchten Hindutempel Prasat Preah Vihear. Unter dem Druck aus den USA und China wurde am 28. Juli, vermittelt durch den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN), ein Waffenstillstand ausgehandelt. Seit drei Wochen schweigen die Waffen an der Grenze. Verbal wird allerdings weiter aufgerüstet, so dass in den sozialen Medien Revanchismus grassiert.
Allein fünf Tage Krieg haben indessen mindestens 40 Menschen das Leben gekostet und weitere 300.000 vertrieben. Man kann davon ausgehen, dass letztere sich nichts sehnlicher wünschen als eine Rückkehr zum Frieden. Noch belastet vom Leben in notdürftig zusammengeschusterten Flüchtlingslagern ohne sichere Wasser- oder Stromversorgung, werden die Bewohner der Grenzregionen ihre Heimatorte wiederaufbauen und jene, die ihr Glück zuvor jenseits der Grenze als Migranten versucht haben, sich womöglich mit dem aufflammenden Nationalismus herumschlagen müssen. All das kostet Kraft und könnte sich angesichts der anhaltenden Spannungen als Sisyphusarbeit erweisen, die auf dem nun um so verminteren Terrain obendrein eine Gefahr für Leib und Leben darstellt.
In den Flüchtlingslagern zu bleiben, ist schlechterdings keine Option. Zwar konnten viele Familien ihre Siebensachen mit Traktoren in Sicherheit bringen. Aber lernen, arbeiten, letztlich würdig leben, das alles ist dort nur bedingt möglich. Einige werden in ihre Heimatdörfer und -städte zurückkehren können, andere stehen vor dem Ruin. Zu hoffen bleibt, dass der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha langfristig diplomatisch gelöst werden kann, obwohl es danach gegenwärtig nicht aussieht.
Adri Salido ist ein in Portugal ansässiger Fotojournalist und Videofilmer. Er ist Mitglied des Collegi de Periodistes in seiner Heimat Katalonien. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Umweltthemen und Menschenrechte
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