Rätselhafter Drohnenabsturz
Von Reinhard Lauterbach, Poznań
In der Nacht zum Mittwoch ist eine Drohne unbekannter Herkunft auf einem Maisfeld in der Wojewodschaft Lublin, etwa 70 Kilometer südöstlich von Warschau und 100 Kilometer westlich der Ukraine, eingeschlagen und explodiert. Wie die Polizei mitteilte, sei niemand verletzt worden und der Sachschaden gering geblieben.
Inzwischen bestätigte die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft, es habe sich um eine militärische Drohne gehandelt. Einzelheiten müssten noch geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft widersprach damit indirekt dem polnischen Militär, das einen Einflug aus östlicher Richtung für die Nacht auf Mittwoch ausgeschlossen hatte. Die gefundenen Reste stammten »von einem alten Motor mit Propeller«. Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz lancierte die These, es habe sich vielleicht um eine zum Schmuggel bestimmte Drohne gehandelt. Dem widerspricht aber die Explosion beim Aufschlag, durch die mögliches Schmuggelgut zerstört wurde.
Das polnische Militär und die Regierung haben allen Anlass, die Sache herunterzuspielen. Wenn es sich beispielsweise um eine auf ukrainischem Gebiet vom Kurs abgebrachte russische Drohne gehandelt haben sollte, die unkontrolliert weiter nach Westen geflogen ist, dann wäre die polnische Luftabwehr blamiert. Die rechte Opposition hätte damit Belege für ihre Argumentation, die Tusk-Regierung vernachlässige die »Sicherheit« des Landes. Zuletzt war im November 2022 eine Flugabwehrrakete des älteren Typs »Buk« vom Kurs abgekommen und in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf der polnischen Seite der Grenze eingeschlagen. Damals kamen zwei Beschäftigte der Farm ums Leben.
Vom Kriegsschauplatz im Osten meldete die ukrainische Seite den erfolgreichen Beschuss des Autos eines russischen Generals im Kursker Gebiet; der Offizier sei schwer verletzt worden. Die russische Seite veröffentlichte Bilder von brennenden Treibstofftanks im Hafen von Reni im Donaudelta. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, damit sollte der Nachschub für die ukrainische Armee gestört werden. Am Dienstag hatte Russland bereits die größte Raffinerie der Ukraine in Krementschuk mit Drohnen und Raketen angegriffen und große Schäden angerichtet.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich Hopfmüller aus Stadum (21. August 2025 um 18:14 Uhr)Bei der Betrachtung des Bildes stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass eine ordentliche Sprengladung in der Drohne gewesen sein muss: Kein Mais mehr auf dem Acker, sauber entlang des Wegesrandes abrasiert, Donnerwetter! Den diffusen Indizien nach könnte es auch ein Mähdrescher mit Lüfter zur Trocknung von Getreide gewesen sein (alter Motor mit Propeller). Der Polizist mit dem Flatterband erinnert mich irgendwie an den braven Soldat Schwejk …
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc Pilz aus Cottbus (21. August 2025 um 15:53 Uhr)Es ist eine bedenkliche Wendung, dass der aktuelle Absturz einer mutmaßlich russischen Drohne auf EU- und NATO-Territorium von der polnischen Regierung und den westlichen, auch deutschen, Medien jetzt so viel Aufmerksamkeit erfährt, gar von russischer »Provokation« gesprochen wird, nachdem ähnlichen Vorfällen mit russischen Drohnen in der Vergangenheit, zumindest offiziell, nur geringes Interesse zuteil wurde. Möglicherweise versuchen interessierte Kreise jetzt verstärkt, mit tatkräftiger Hilfe der Leitmedien, solche und ähnliche Ereignisse als Argumente für eine direkte militärische Konfrontation zwischen NATO und Russland zu nutzen. Noch im vergangenen Jahr wurde in den besagten Leitmedien die ukrainische Luftabwehr dafür gefeiert, wenn es ihr gelang, russische Drohnen elektronisch zu kapern und sie nach Russland und Belarus umzuleiten. Wenn die Ukraine solche Drohnen aber in Richtung EU schickte – der Grund dafür dürfte klar sein – und diese dann im Baltikum, in Rumänien oder eben in Polen herunterkamen, war das nur eine Randnotiz wert und wurde von politischer Seite bisher lediglich mit kurzen, formelhaften Protesten quittiert, an Russland gerichtet, nicht an die Ukraine, versteht sich. Wenn nun, neuerdings, aber ein medienwirksames Fass aufgemacht wird und solche offenbar von der Ukraine inszenierten Provokationen für Vorwürfe gegen die russische Seite instrumentalisiert werden, deutet das auf eine gefährliche Wende in der westlichen Strategie, hin zu einer direkten Konfrontation mit Russland.
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