Washington droht mit Antidrogenkrieg
Von Volker Hermsdorf
Mit dem Märchen vom »Narcostaat« verschärfen Falken in der Trump-Regierung den aggressiven Kurs gegen Venezuela. Auf die Frage eines Reporters, ob die USA eine militärische Intervention planten, erklärte Weiße-Haus-Sprecherin Karoline Leavitt, die Regierung sei bereit, ihre »gesamte Macht« einzusetzen, um den Drogenfluss in ihr Land zu stoppen. »Das Regime von Nicolás Maduro ist nicht die legitime Regierung Venezuelas. Es ist ein Drogenkartell«, sagte sie. Maduro sei kein legitimer Präsident, sondern »ein flüchtiger Anführer dieses Kartells, der in den USA angeklagt ist«. Präsident Donald Trump sei entschlossen, »die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen«, so Leavitt auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Washington.
Die Drohkulisse wird mit einem Aufmarsch von US-Soldaten und der Konzentration von Kriegsgerät vor der venezolanischen Küste und in weiteren Gewässern der Karibik untermalt. Maduro versetzte darauf 4,5 Millionen Angehörige der Milizen in Alarmbereitschaft. Caracas bezeichnete die Drohungen Leavitts als »Verzweiflungstat«. Die »Diffamierungskampagne« offenbare zudem Washingtons »Scheitern in der Region«. In einer Erklärung verwies die bolivarische Regierung auf Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen seit der Ausweisung der US-Drogenbehörde DEA im Jahr 2005: erfolgreiche Festnahmen, die Zerschlagung von Netzwerken und die Kontrolle von Grenzen und Küsten.
Diese Position wird durch aktuelle Daten gestützt. Laut dem World Drug Report 2025 der UNO ist Venezuela frei von illegalen Anbauflächen und dient allenfalls als sekundäre Transitroute. 87 Prozent des Kokaintransports in Richtung USA fließen über Kolumbien und Ecuador, acht Prozent über die Karibik, lediglich fünf Prozent über Venezuela. Hauptproblem bleibt der US-Markt für Drogen selbst, der größte weltweit, von der selbstgemachten Krise um synthetische Opioide ganz zu schweigen. Doch Washington etikettiert die gewählte Regierung in Caracas weiterhin als »Narcokartell«, um Sanktionen und militärische Drohgebärden zu rechtfertigen.
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