Feuerwehrleute am Limit
Von Carmela Negrete
Spanien wird weiter von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Gegenwärtig wüten drei Mal so viele wie sonst zu dieser Jahreszeit. Das ist nicht nur eine Folge des Klimawandels, auch die mangelhafte Prävention der Brände sowie der schlechte personelle und materielle Zustand der Feuerwehr sind Ursachen.
Mitten in der Saison sind die Waldbrandbekämpfer in Madrid deswegen in den Streik getreten – aus sehr guten Gründen, wie ihr Sprecher Roberto Dastis gegenüber dem linken Sender Canal Red am vergangenen Freitag erklärte. Offenbar wird der Sektor seit Jahrzehnten vernachlässigt, insbesondere unter den Regierungen der rechtskonservativen Partido Popular (PP). Laut einem Tarifvertrag von 2008 erhalten Beschäftigte lediglich rund 1.300 Euro netto im Monat – nur etwa hundert Euro über dem Mindestlohn.
Zudem wurde die Feuerwehr privatisiert und ausgelagert. »Wir sollten im Sommer eine Sondereinheit von 500 Personen haben, aber wir finden das Personal nicht, weil die Arbeit überhaupt nicht attraktiv ist, denn allein die Mieten sind hier extrem hoch. Wir haben rund 30 Kollegen weniger, und in dieser Woche haben zehn weitere gekündigt«, so Dastis. Rund 40 Prozent der Beschäftigten würden nur drei Monate arbeiten und müssten den Rest des Jahres eine andere Arbeit suchen.
In diesen Tagen wurden in der spanischen Presse mehrere Berichte über die miserablen Arbeitsbedingungen der Feuerwehrleute publik: 24-Stunden-Schichten, verdorbenes Essen und Überlastung durch das Nichteinhalten der Pausen. Das führt auch zu einer Zunahme tödlicher Unfälle: In Espinoso de Compludo bei der Stadt León starb ein 57jähriger Feuerwehrmann. Sein Löschfahrzeug war einen Abhang hinuntergestürzt, ein Kollege wurde schwer verletzt. Insgesamt sind bereits sechs Feuerwehrmänner durch die Brände umgekommen, darunter zwei Freiwillige.
Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CGT machte die Regierung der Region Castilla y León, die von der PP geführt wird, für den Tod des Arbeiters verantwortlich. Sie ruft zu einer Kundgebung am Mittwoch vor dem Sitz der Gemeindevertreter in der Regierung von Castilla y León in Soria auf. In einer Mitteilung beklagt die CGT, dass der Verunglückte auf Anweisung der Provinzleitstelle für Waldbrände im Einsatz war. In Notsituationen greifen die Behörden auf Personal zurück, das eigentlich nicht im Dienst ist. »In diesen Fällen gibt es weder eine Entschädigung für die geleistete Arbeit, noch wird sie offiziell als berufliche Tätigkeit anerkannt«, schreibt die CGT. Zudem verweigere die Region den Feuerwehrleuten die versprochene Zulage für das hohe Risiko.
Bis November ist vorgesehen, dass ein neues »Grundstatut für Waldbrandbekämpfer« angewendet wird, das die progressive Regierung 2024 auf nationaler Ebene verabschiedet hatte. Darin ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in dem Sektor vorgesehen. Die Umsetzung obliegt jedoch den Regionalregierungen. Der sozialdemokratische Minister für Digitale Transformation und den öffentlichen Sektor, Oscar López, erklärte am Dienstag in einer Radiosendung des öffentlich-rechtlichen RNE, dass sich die von rechten Parteien regierten Regionen weigern, das Gesetz vollständig anzuwenden. Er unterstrich zudem, dass sich derzeit 1.400 Soldaten, 2.000 Feuerwehrleute, 650 Waldbrandbekämpfer, 450 Fahrzeuge, 56 Flugzeuge sowie 5.000 Kräfte der Guardia Civil und 350 Nationalpolizisten im Einsatz gegen die Brände befinden. Die Regierung plane zudem einen »Staatspakt« aufgrund der Waldbrände.
»Sánchez will einen Staatspakt, aber was bedeutet das konkret?« fragte die Journalistin Cristina Buhigas in einer Sendung von Canal Red. Sie kritisierte, dass die Regierung keine größeren Ausgaben für die Brandbekämpfung vorgesehen habe, während die Militärausgaben verdoppelt wurden. Dies sei ein Fehler angesichts der immer spürbarer werdenden Folgen des Klimawandels.
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