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An den Hut stecken

Von Pierre Deason-Tomory
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Jahr für Jahr aufs neue: Der sinnloseste Preis des Universums

Das Grimme-Institut, die öffentlich-rechtlichen Radios und der organisierte Privatfunk haben die Nominierten für den Deutschen Radiopreis 2025 veröffentlicht, der seinerseits Anwärter ist auf den Preis für den sinnlosesten Preis des Universums. Die zehn Auszeichnungen werden im September für Leistungen vergeben, »die durch ihre Qualität die Stärken und Möglichkeiten des Mediums vorführen«. Was mit »Qualität« und »vorführen« gemeint ist, lassen die Namen der nominierten »Produkte« ahnen. Als »Beste Morgensendung« u. a. am Start: »Der Kaiser & Gerlinde Jänicke – Der neue Morgen für Brandenburg und Berlin« von BB Radio; »Bestes Entertainment« bot vielleicht »Der Kürbisschnitzer – Das Antenne Bayern Halloween-Hörspiel« (Durchkopp­lungsbindestrichverlust wie im Original), und Anwärter in der Kategorie »Bestes Musikformat« ist die Show »Ein Stück Heimat, Pfälzer Pop-Rock und Partymusik« von Radio Weinstrasse (alternative Schreibweise von »Straße« wie im Original).

»Ein Stück Heimat, Pfälzer Pop-Rock und Partymusik« ist übrigens auch für die WM der beknacktesten Sendungsnamen 2026 in Las Vegas qualifiziert. Die Deutschlandradios kommen auf drei Radiopreisnominierungen, in der Kategorie »Beste Sendung« ist es die Kurzhörspielreihe »1001 Nacht«, eine ausgezeichnete Idee, aber »ruiniert durch eine asthmatisch klingende, silbenverschluckende TV-Seriendarstellerin, die nicht alle Konsonanten im Kasten hat«, sagt Radiokolumnenschülerpraktikant Gustav mit der Hupe. Sein Favorit ist »Der Energy Bremen Frühstücks-Rave«. Trotz Durchkopplungsbindestrichverlust.

Gustav nominiert für diese Radiowoche: das zweiteilige Feature »Südkorea« über ein Land, das spitze ist in Digitalisierung und Überwachung (Di. und Mi., 19.05 Uhr, Ö 1). Und ein Hörspiel von Jenny Erpenbeck, »Katzen haben sieben Leben« (DLR Berlin 2003, Mi., 22.05 Uhr, DLF Kultur). Aus der Erbmasse des DDR-Rundfunks hat der Deutschlandfunk eine Aufnahme herausgesucht, auf der Dmitri Schostakowitsch, Pawel Serebrjakow und Isai Braudo in Leipzig zu hören sind mit Bachs d-Moll-Konzert für drei Klaviere, sie wird angekündigt als  »Überraschungsgast aus Moskau« (Mitteldeutscher Rundfunk 1950, Do., 22.05 Uhr).

Der erste bewaffnete BRD-Banküberfall mit Geiselnahme 1971 in München wurde live in der Glotze übertragen, Inga Helfrich hat ihn zum Hörspiel »Rettet das Geld« verarbeitet (BR 2015, Fr., 20.03 Uhr, Bayern 2). Das »WDR-3-Kultur­feature« ist wegen der Herren »Van Gogh, Vermeer, Raffael – Auf der Suche nach verschollenen Meisterwerken«, die auf dem Wege der Gewalt expropriiert worden sind (DLF 2024, Sa., 12.04 Uhr, So., 15.04 Uhr). Schon länger vergesellschaftet ist das Meisterwerk »Väter und Söhne« von Iwan Turgenjew, hier als prominent besetzter Hörspielklassiker (BR, SR 1974, Sa., 20.05 Uhr, DLF). Im Gangsterschulfunk: »Moi und der Apfelbaum«; japanischer Junge begeht mit Kuhscheiße bewaffnet einen Obstbaumüberfall (HR 2 Kultur 2025, So., 8.04 Uhr).

Wem die Sorgen um die Weltlage den Sonntagnachmittagsschlaf stehlen, den besendet selbiger Sender mit Brechts Sophokles-Bearbeitung  »Antigone-Modell 1948« (HR 1959, 14.04 Uhr, HR 2 Kultur).  »Der Mann unter der Treppe« ruiniert im Psychothriller von Marie Hermanson die heile Welt einer schwedischen Familie (NDR 2008, So., 19.04 Uhr, NDR Kultur). Und ganz real drängt im »Zeitfragen-­Feature« aus dem unaufgeräumten Keller der deutschen Geschichte brauner Spuk nach oben: »Rechter Alltagsterror – Die Rückkehr der Baseballschlägerjahre?« (Mo., 19.30 Uhr, DLF Kultur).

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