Tunnelträumerin des Tages: Ute Bonde
Von Arnold Schölzel
Dort, wo neulich in Berlin eine Autobahnbrücke wegen Einsturzgefahr abgerissen wurde, wird demnächst abgefahren. Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) wünscht sich, wie sie der dpa sagte, eine Magnetschwebebahn, die vom vor sich hingammelnden Internationalen Congress Centrum (ICC) über die Stadtautobahn zum Flughafen BER fahren soll.
Bonde: »Da habe ich die Trasse mit der Autobahn und setze da die Träger drauf.« Und: »Dann kann ich in der Innenstadt gegebenenfalls schon einchecken oder jedenfalls die Koffer aufgeben.« Das klingt gut, wenn auch nicht so gut wie die Magnetschwebebahnrede des großen CSU-Ska-Sängers Edmund Stoiber 2002: »Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München … mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen … am … am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug.«
Bonde übt noch, liegt aber beim Schwindeln vorn: »Im Bau und Betrieb ist sie auch kostengünstiger als die Straßenbahn.« Das leuchtet ein: Schwebebahnstationen müssen nur auf die Träger über der Stadtautobahn gehievt werden, dann kümmert sich niemand mehr um sie: Müll fällt runter, Berliner Beton bröckelt vor der Zeit. Aber unter der Schwebebahn auf der Autobahn ist es künftig dunkel, alles landet im Tunnel. Das erspart viel, dagegen Straßenbahnhaltestellen zu ebener Erde – igitt. Müssen ständig geputzt werden, genauer: In Ostberlin. Westberlin konnte den Vormarsch aus dem Osten mit »fast 150 Jahre alten Verkehrsträgern« (Bonde) bislang weitgehend verhindern. Eine Chance fürs moderne Einchecken am ICC. Bis es soweit ist, fahren die Berliner U-Bahnen seltener, fehlen in S-Bahn-Stellwerken täglich neu Ersatzteile, fragt Bonde, gefragt zu den Berliner Verkehrsbetrieben: »Welche Krise?« 2026 will sie »ein Pilotprojekt mit autonomen Fahrzeugen« starten. Ein Traum.
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