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Aus: Ausgabe vom 19.08.2025, Seite 11 / Feuilleton
Chemnitz

Bis die Nadel bricht

Ein Jahr Kulturhauptstadt: Stricken, singen, drechseln auf Festivals in Chemnitz und Umgebung
Von Thomas Behlert
01_14 Makerhub Esche Lab Limbach-Oberfrohna (c) Michele Scognami
Menschen mit Herz für alles Textile

Im Sommer gibt es an jeder Ecke Festivals. Da mussten sich die Verantwortlichen in der Kulturhauptstadt Chemnitz etwas Besonderes einfallen lassen, um mithalten zu können. Wer es von Leipzig aus mit dem gerne verspäteten RE 6 in die Stadt geschafft hat, muss in einen Bus umsteigen, der nach Oederan fährt. An diesem stillen Ort findet auf der Waldbühne (sic!) Börnichen das »Insects and Spiders Open Air Musikfestival« statt. Vom 22. bis 23. August wird hier Indie Rock, Newcomer Pop, Weltmusik und Electronic gespielt. Mit dabei sind unter anderem Black Silhouettes, Dirty Blondes, Halblaut, die Cramer Band und Velvet Thunder. Der Eintritt ist frei.

Am selben Wochenende buhlt auch die ehemalige Strickhauptstadt der DDR, Limbach-Oberfrohna, um Besucher. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen der Unternehmer Traugott Reinhold Esche und seine Nachfolger in der Sachsenstraße eine Strumpffabrik errichten, in der Socken, Pullover und dergleichen mehr gestrickt wurden. Heute befindet sich in dem Fabrikgebäude das Esche-Museum, in dem man vom 19. bis 23. August Textilgeschichte erleben kann. Menschen mit Herz für alles Textile treffen sich zum »fröhlichen Nadelklappern«. Socken, Schals, Kissenbezüge, Straßenschilderummantelungen – alles gestrickt, alles hier zu sehen. Wer will, kann sein Strickzeug mitbringen und mitmachen.

Ein Wochenende später lädt die Kulturstadt in den tiefen erzgebirgischen Wald, nach Seiffen. Falls sie es nicht wussten: Hier ist das Spielzeug zu Hause. Ob im Winter oder Sommer, immer wird im sogenannten Weihnachtsland Spielzeug aus Holz hergestellt – vor allem Lichterbögen, Nussknacker und gefährlich aussehende Räuchermännchen. Vom 29. bis 31. August treffen sich hier heimische mit internationalen Herstellern zum Spielzeugmacherfestival. Im alten Erlebnisbad wird mit Leidenschaft Holz bearbeitet, werden Workshops abgehalten, Vorführungen und Mitmachecken besucht. Das Publikum kann neues Spielzeug kennenlernen, sich mit der Tradition beschäftigen und mitmachen, bis die Drechselbank glüht.

Sachsen ist ein Land der Chöre. Auch in der Zeit, als Corona alles matt setzte. Da kam es trotzdem zur Uraufführung des »Requiem Corona« des Chemnitzer Komponisten Andreas Pabst. Das Stück wird am 5. Oktober wiederaufgeführt und trägt den Namen: »Singen im Zeichen der Hoffnung«. Klassische Chorsinfonik mit Einflüssen aus Filmmusik, Pop und Musical. In der Halle 2, Messe Chemnitz, wird das Stück von Chören aus Gera, Cottbus, Potsdam und Chemnitz unter der Leitung des Komponisten gegeben. Als zweites Stück spielt die Vogtland-Philharmonie Leonard Bernsteins »Chichester Psalms«.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (18. August 2025 um 23:42 Uhr)
    »Im alten Erlebnisbad wird mit Leidenschaft Holz bearbeitet«? Ist das so alt, dass das Wasser verholzt ist? Oder wird das Drechseln verwässert? Das passt wiederum nicht zur glühenden Drechselbank, uff.

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