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11.08.2025, 18:51:33 / Kapital & Arbeit
Nahostkonflikt

Norwegischer Staatsfonds verkauft israelische Anteile

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Ungewohnter Job: Der frühere NATO-Generalsekretär musste Investitionen in israelische Firmen überprüfen (München, 16.2.2025)

Oslo. Der norwegische Staatsfonds hat den Verkauf seiner Anteile an elf israelischen Unternehmen verkündet. Die Entscheidung sei »aufgrund außergewöhnlicher Umstände« gefallen, erklärte der Chef des Staatsfonds NBIM, Nicolai Tangen, am Montag. »Die Lage im Gazastreifen ist eine schwere humanitäre Krise.« Der Verkündung vorausgegangen war die Enthüllung, dass der Staatsfonds während des Krieges im Gazastreifen in einen israelischen Hersteller von Düsentriebwerken investiert hatte. »Wir investieren in Unternehmen, die in einem Land tätig sind, in dem Krieg herrscht, und die Bedingungen im Westjordanland und im Gazastreifen haben sich in letzter Zeit verschlechtert«, fuhr Tangen fort.

Der norwegische Staatsfonds speist sich aus den Öl- und Gaseinnahmen des Landes und ist mit einem Volumen von rund 1,65 Billionen Dollar der größte der Welt. In der vergangenen Woche hatte die norwegische Zeitung Aftenposten berichtet, dass der Fonds in das israelische Unternehmen Bet Shemesh Engines Holdings investiert hatte. Das Unternehmen stellt Triebwerksteile her, die in israelischen Kampfjets genutzt werden.

Tangen bestätigte die Berichte später und gab an, dass der Fonds seine Anteile noch nach Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen aufgestockt habe. Daraufhin forderte der norwegische Regierungschef Jonas Gahr Störe seinen Finanzminister, den früheren NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, auf, die Bank zu kontaktieren, um die Investitionen des Fonds »in israelische Unternehmen zu überprüfen« und »Maßnahmen vorzuschlagen, die er für notwendig erachtet«.

NBIM teilte mit, dass der Fonds am Ende des ersten Halbjahres 2025 Investitionen an 61 israelischen Unternehmen gehalten habe. Elf von ihnen waren demnach nicht im »Referenzindex« enthalten, mit dem das Finanzministerium die wirtschaftliche Performance des Staatsfonds misst. Es sei entschieden worden, alle Anteile an israelischen Unternehmen, die nicht in diesem Index enthalten seien, »so schnell wie möglich« zu verkaufen, erklärte der Fondsmanager.

NBIM gab weiter an, schon seit langem besondere Aufmerksamkeit auf Firmen gerichtet zu haben, die »mit Krieg und Konflikt« in Verbindung stünden. »Seit 2020 haben wir den Kontakt zu mehr als 60 Unternehmen aufgenommen, um dieses Thema anzusprechen. Davon betrafen 39 Gespräche das Westjordanland und den Gazastreifen«, fuhr NBIM fort. Im Herbst 2024 sei die Beobachtung israelischer Unternehmen verstärkt, als Ergebnis habe man mehrere Einlagen in Firmen abgestoßen. (AFP/jW)

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