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Aus: Ausgabe vom 12.08.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Rohstoffwirtschaft

Adanis profitable Buchungstricks

Australien: Carmichael-Mine sollte Staat Milliarden bringen, Unternehmen drückte sich erfolgreich
Von Thomas Berger
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Indiens Adani-Imperium breitet sich auch in Australien aus: Mine in Queensland (o. D.)

Von bis zu 10.000 Jobs in einer strukturschwachen Region war die Rede. Und außerdem von 22 Milliarden Australischen Dollar an Steuern und Gebühren, von denen der Staat profitieren würde. Die ­Carmichael-Mine im nordöstlichen Australien, eines der größten Steinkohlebergwerke weltweit, ist seit 2021 in Betrieb. »Steuern und Gebühren der Mine werden helfen, neue Schulen, Krankenhäuser und Straßen in ganz Queensland zu bauen«, heißt es noch immer ganz oben auf der Webseite der Betreiberfirma Bravus Mining and Resources. Wie der Guardian Australia nun aufdeckte, hat das zur indischen Adani-Group gehörende Unternehmen dem australischen Fiskus in den ersten drei Betriebsjahren kaum Zahlungen zukommen lassen.

Die gigantischen Pläne von 10.000 Jobs hatte Adani relativ schnell wieder eingedampft. Die Förderung wurde von zunächst 60 Millionen Tonnen Steinkohle auf zehn Millionen Tonnen im Jahr gesenkt. Auch sollten nur noch 1.500 Jobs entstehen. So konnte der Konzern einer Klage von Umweltschützern entgehen, die gegen den Kohleabbau im riesigen Galilee-Becken geklagt hatten: Sie hatten den riesigen, jährlichen CO2-Ausstoß der Mine moniert, der den ursprünglichen Plänen nach beim Dreifachen der gesamten Emissionen von Indiens Hauptstadt Neu-Delhi gelegen hätte. Ein mehrjähriger Rechtsstreit ging zugunsten Adanis aus.

Auf den indischen Konzern geht die gesamte Kohlelieferkette von Bravus zurück, die in Indien und anderen Abnehmerstaaten endet. Dazu gehört eine mit etwa 2.600 temporär beschäftigten Arbeitskräften extra gebaute Bahnlinie ebenso wie das Hafengelände in Abbott Point, das die Adani Group 2011 über ein weiteres Tochterunternehmen für 99 Jahre gepachtet hatte. Auch wenn das Abbaugebiet 300 Kilometer landeinwärts liegt, ist die Mine für den Kohleexport perfekt angebunden. Die in Australien geförderte Steinkohle, so rühmt sich der Betreiber auf seiner eigenen Webseite, sei deutlich effektiver als etwa jene aus Indonesien und den meisten indischen Fördergebieten.

Für den Fiskus blieb das bislang allerdings eher eine Luftnummer, stellen die Guardian-Recherchen fest. Selbst die reduzierten 400 Millionen Australischen Dollar an jährlichen Gewerbesteuern blieben demnach aus. Auf der Habenseite für den Staat stünden lediglich die Abbaugebühren, von denen Bravus im jüngsten Finanzjahr 2024/25 78,6 Millionen Australische Dollar zahlte. Der unmittelbare Minengewinn für denselben Zeitraum belief sich auf stolze 1,27 Milliarden Australische Dollar. In den Büchern des Unternehmens fand sich dann aber ein vorsteuerlicher Verlust von 461,7 Millionen Australischen Dollar, so die Australian Financial Review. Lediglich der Hafenbetrieb in Abbott Point habe geringe Steuersummen eingebracht – in einem von drei Jahren, wohlgemerkt.

Der aus dem Abbau generierte Profit, so die Zeitung, werde über Dreiecksgeschäfte mit anderen zum Konzern gehörenden Firmen verrechnet, so dass am Ende kein steuerlich relevanter Gewinn mehr übrig bleibe. Aus einem Millionenertrag zu Beginn werde auf diese Weise sogar ein operativer Verlust, konstatieren die Journalisten in gleich zwei Beiträgen vom 29. Juli und 1. August. Aktuellen Zahlen zufolge beschäftigt das Unternehmen nun 84 Personen direkt in der Mine. Ein Bergbaudienstleister sei jedoch mit der Anstellung weiterer Arbeitskräfte betraut, heißt es.

»Heute sind mehr als 1.200 Queenslander in Vollzeit in der Carmichael-Mine beschäftigt, um hochwertige Kraftwerkskohle für den Exportmarkt zu produzieren«, zitierte der Guardian einen Brauvs-Sprecher. Adani habe mehr als 2,5 Milliarden Australische Dollar in die australische Wirtschaft investiert. Angesichts der riesigen Planungsversprechen und der schließlich eingelösten Kleinlösung sei der Ablauf im Grunde »vorhersehbar« gewesen, stellte der Artikel eingangs fest. Illegale Aktivitäten, so schließt er, seien Adani bislang jedenfalls nicht nachzuweisen gewesen. So laufe es schließlich darauf hinaus, »dass ein großes Rohstoffunternehmen weniger Körperschaftssteuer zahlen kann als ein Geringverdiener an Einkommenssteuer«.

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