Gegründet 1947 Mittwoch, 13. August 2025, Nr. 186
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 12.08.2025, Seite 2 / Kapital & Arbeit
»Schattenflotte«

Taten gegen Moskau gefordert

Bericht moniert wirkungslose Sanktionen gegen russische Ölexporte
Von David Maiwald
fff.JPG
Die »Eagle S« soll angeblich Unterseekabel vor Finnland mutwillig zerstört haben (Porvoo, 13.1.2025)

Die westlichen Zwangsmaßnahmen zeigen nicht die erwünschte Wirkung. Die Zahl an Tankern in der russischen »Schattenflotte« wächst, berichtete das Handelsblatt am Montag. Nach Zahlen des luxemburgischen Schiffsfinanziers BRS würden weltweit schon 1.140 Tanker »die Sanktionsbestimmungen gegen Russland, Venezuela und den Iran missachten«, heißt es darin. Die Zahl liege womöglich schon bei mehr als 1.200 Schiffen. Glaubt man antirussischen Hardlinern, »eskaliert die Situation«.

Als ein »versicherungsloser Tanker in der Ostsee« von estnischen Behörden ausgemacht worden sei, »erschien ein russisches Militärflugzeug am Einsatzort – und überflog dabei NATO-Gebiet«, heißt es in dem Bericht. »Russland sei nun bereit, seine alternden Schiffe notfalls mit militärischer Gewalt zu schützen«, zitierte das Handelsblatt den estnischen Außenminister Margus Tsahkna. Auch der Verband Deutscher Reeder lässt verlauten, Russland stelle »eine ernstzunehmende Bedrohung für die internationale Handelsschiffahrt dar«.

Zur Erinnerung: Nach Beginn des Ukraine-Kriegs beschlossen die westlichen Staaten der G7, russisches Öl dürfe nicht mit mehr als 60 US-Dollar pro Barrel gehandelt werden, wollten die beteiligten Tanker weiterhin westliche Versicherungen oder Beflaggung erhalten. Zuletzt wurde dieser Deckel sogar auf 47,60 US-Dollar abgesenkt. Nachdem das alleine nicht zu einem Exportstopp aus Russland führte, erließ die EU Zwangsakte gegen einzelne Schiffe.

Schon im vergangenen Jahr reagierten die sanktionseifernden Politiker mit Anschuldigungen, wonach die Schiffe der »Schattenflotte« für Sabotageakte in der Ostsee verantwortlich seien. Bloß fielen sämtliche dieser Erzählungen letztlich in sich zusammen, auch die angeblich besonders schlechten Arbeitsbedingungen auf diesen Schiffen entpuppten sich als bedauerliche Normalität auf Frachtern im »System Billigflagge«.

Das hinderte das Handelsblatt nicht, die Sabotagemärchen zu wiederholen. Zur Ernüchterung, die »Flut an Sanktionen« habe »eher das Gegenteil« bewirkt, gesellt sich die Entschlossenheit zu mehr Zwang: Es brauche nun eine »entschlossene Bekämpfung«, titelte ein Kommentar. Denn die EU lasse ein »konzertiertes Eingreifen«, was immer das sei, bislang vermissen.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Regio:

Mehr aus: Kapital & Arbeit

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro