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Aus: Ausgabe vom 16.08.2025, Seite 4 (Beilage) / Wochenendbeilage
Westjordanland

Brennpunkt der Besatzung

Israelische Siedler greifen Beita an – ein beinah alltägliches Ereignis im Westjordanland
Von Wahaj Bani Moufleh
Ein von den Siedlern in Brand gestecktes Auto …
… ist für die Feuerwehrleute ein beinah alltägliches Bild
Zumindest dem Gefühl nach bietet diese Mauer Schutz
Eine Versammlung der Anwohner reicht, um das israelische Militär auf den Plan zu rufen
Das Militär ist gut ausgerüstet – überlegen …
… und die Besatzungsarmee schreckt vor Gewalt nicht zurück
Stacheldraht: Davon gibt es hier viel zuviel
Mehr als ausgebrannte Auto bleibt am Ende ­solcher Tage nicht übrig

Es ist der 5. Juli, als es südlich von Nablus im besetzten Westjordanland erneut zu einer Eskalation kommt. An jenem Sonnabend greifen Bewohner der israelischen Siedlung Evyatar die Außenbezirke des palästinensischen Dorfes Beita an, attackieren die Einwohner und stecken ihr Hab und Gut in Brand. Als Einheimische versuchen, sich den Siedlern entgegenzustellen, greifen israelische Streitkräfte ein und feuern mit scharfer Munition und Tränengas. Mindestens ein Bewohner wird dabei nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds am Kopf verletzt. Der Angriff ist nur einer in einer ganzen Reihe immer brutalerer Übergriffe von Siedlern, die oft direkt von israelischen Soldaten unterstützt werden. Seit dem 7. Oktober 2023 sind dadurch bereits rund 1.000 Palästinenser getötet worden.

Doch Beita bleibt ein prominentes Beispiel für den Widerstand der lokalen Bevölkerung. Viele Einwohner haben an den Protesten gegen die Besatzung in Form des Außenpostens Evyatar, den Israel 2013 auf dem Berg Sabih errichtet hatte, teilgenommen. 2021 war der Posten zwar evakuiert, jedoch nicht zerstört worden. Bis zu seiner »Legalisierung« durch die israelische Regierung umfasste er circa 50 Gebäude. Seitdem wächst er wieder, und im umliegenden Land wurden zwei neue Siedlerzelte errichtet. Diese intensivierte Landnahme hat die Spannungen vor Ort weiter verschärft. Die lokale Bevölkerung sieht ihre Zukunft in Beita angesichts der neuerlichen Angriffe und Besatzungspläne bedroht.

Tatsächlich spiegelt dieser Vorgang die anhaltende Expansionspolitik im Kleinen wider. Sie ist ein eklatanter Verstoß gegen die Rechte der Palästinenser und das humanitäre Völkerrecht. Weiterhin besteht dringender Bedarf an einem verstärkten internationalen Druck zum Schutz der Zivilbevölkerung vor Angriffen und Vertreibung sowie zur Verfolgung und Sanktionierung der Täter. Vorerst wird Beita durchhalten müssen. Durch Standhaftigkeit und Opferbereitschaft ist die Stadt ein Symbol des palästinensischen Widerstands und der Verteidigung des Landes trotz widrigster Bedingungen geworden.

Wahaj Bani Moufleh ist Mitglied des Fotografenkollektivs »Active Stills«

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