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Aus: Ausgabe vom 15.08.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
WWF und Waldbrände

Zunder für den deutschen Wald

WWF-Studie zu Dürrejahren und Bränden: Regenfälle nur »Pflaster auf offener Wunde«
Von Wolfgang Pomrehn
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Feuerwehrmann im Einsatz im Taunus (12.8.2025)

Um die deutschen Wälder ist es schlecht bestellt. Nicht nur die Luftverschmutzung mit Stickoxiden und Ozon setzt ihnen zu. Auch die vermehrten Dürreperioden, die der vom Menschen gemachte Klimawandel mit sich bringt, machen den Bäumen zu schaffen und lassen sie unter anderem zur leichten Beute für den Borkenkäfer werden. Des Weiteren werden auch hierzulande Waldbrände zunehmend zum Problem. Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat am Mittwoch eine Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Waldbränden und besonders trockenen Jahren unter die Lupe genommen hat. Ergebnis: In den Dürrejahren 2018, 2019 und 2022 sei die Waldbrandgefahr auf Rekordwerte gestiegen. In diesen Jahren seien jeweils über 2000 Hektar Wald verbrannt. Das seien die höchsten Werte seit fast 30 Jahren gewesen.

Durchschnittlich verbrennen hierzulande jährlich knapp 800 Hektar. Ein Hektar ist eine Fläche von 100 mal 100 Metern. Auch in diesem Jahr sieht es nicht gut aus. Diese Woche gab es bereits zwei kleinere Brände, am Dienstag im hessischen Hochtaunus und am Mittwoch im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdiensts (DWD) zeigt für Freitag in ganz Deutschland mindestens die dritte von fünf Gefahrenstufen. Mit der höchsten Stufe wird insbesondere in Ost- und Südbrandenburg gewarnt. Zum Wochenende wird mit einer Entspannung gerechnet.

»Die letzten Wochen mit starken Regenfällen waren leider nicht mehr als ein Pflaster auf einer offenen Wunde. Die Diagnose ist eindeutig: Steigende Temperaturen, weniger Niederschlag und ein hoher Anteil an naturfernen Nadelforsten sind die hochgefährliche Kombination, die Deutschlands Wälder immer häufiger und intensiver in Flammen aufgehen lässt. Wir sind nicht darauf vorbereitet, was die Erderhitzung für unsere Wälder bedeutet. Was früher Ausreißerjahre waren, entwickelt sich zur erschreckenden Regel«, warnt Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz bei WWF Deutschland.

Die im Internet einsehbaren Karten der Bodenfeuchte des DWDs zeigten am Donnerstag nahezu im ganzen Land leichten bis extremen Trockenstress für die Pflanzen in den obersten zehn, teilweise auch 20 Zentimetern. Derweil sind die hiesigen Waldbrände klein im Vergleich zu den Vorgängen in anderen Ländern. Unter anderem bedrohen Feuer gerade die griechische Großstadt Patras. In Marokko kämpfen Feuerwehrleute bei Rekordtemperaturen im Norden des Landes gegen Flammen. Diese hatten bis Mittwoch 300 Hektar Wald vernichtet, wie der britische Sender BBC berichtet. Noch schlimmer sieht es im benachbarten Spanien aus, wo mindestens 14 Feuer wüten, die bereits drei Menschen getötet und Tausende in die Flucht getrieben haben. Allein bei einem Brand im äußersten Nordwesten des Landes wurden bereits 11.500 Hektar vernichtet, wie Radio France International meldet. In Kanada sieht es noch dramatischer aus. Dort sind Hunderte Brände außer Kontrolle, heißt es im Guardian. 2025 ist bereits jetzt das zweitschlimmste Jahr für das Land, und die Saison ist noch lange nicht vorbei. 7,3 Millionen Hektar seien bereits verbrannt, was 78 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt liege.

Die Zeitung zitiert Mike Flannigan von der Thompson Rivers University in der kanadischen Provinz British Columbia, der über Katastrophenmanagement und Waldbrände forscht. Demnach sorgt der Klimawandel mit seinen höheren Temperaturen zum einen für mehr Zunder, indem er totes Holz und andere Pflanzenreste schneller austrocknet. Zum anderen bedeuten diese auch mehr Gewitter – und damit Blitze, die Brände auslösen können.

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