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Aus: Ausgabe vom 14.08.2025, Seite 8 / Ansichten

Verhaltenswächter des Tages: Wasilij Bodnar

Von Reinhard Lauterbach
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Vor ein paar Tagen fand im Warschauer Nationalstadion ein Konzert des belarussischen Rappers Maksim Korsch statt. Ein Nationalist und Unterstützer der Ukraine gegen Russland. Dummerweise machten Bilder die Runde, die eine Gruppe ­ukrainischer Fans mit der schwarz-roten Fahne der Ukrainischen Aufständischen Armee, also der ukrainischen Faschisten aus dem Zweiten Weltkrieg, inmitten des Publikums zeigten. Große Teile der polnischen Öffentlichkeit regten sich furchtbar auf: Wie könnten Ukrainer auf polnischem Boden die Täter des Völkermordes an Polen verherrlichen? Raus mit ihnen, war der Tenor, und die polnischen Behörden handelten mit ungewohnter Schnelligkeit: Die nationalistischen Krawallbrüder wurden ermittelt, abgeschoben und können jetzt ihrem Patriotismus in den Reihen der ukrainischen Armee nachgehen. So weit, so gut. Man muss ihnen keine Träne nachweinen. Obwohl genau diese Nebenfolge der Abschiebung ein Teil der Erklärung für das sein dürfte, was jetzt noch kommt.

Denn Wasilij Bodnar, der ukrainische Botschafter in Polen, fand kein gutes Wort für seine Landsleute. Dabei hatten sie mit dem öffentlichen Fahnenschwenken etwas getan, das innerhalb der Ukraine ständig passiert und niemanden stört. Die Ausweisung sei ihnen ganz recht geschehen, erklärte er nach Angaben des Radiosenders RMF24; wer in Polen lebe, müsse die dortigen Gesetze achten. Botschafter Bodnar weiter: Er könne nicht verstehen, was ein Ukrainer überhaupt auf einem Konzert zu suchen habe, bei dem der Künstler auf russisch singt. Denn wer diese Sprache benutze, der töte heute Ukrainer. Hinter der Provokation mit der Fahne stehe deshalb mit Sicherheit der Kreml. Wer denn auch sonst. Bestimmt nicht die Ukraine, die so dringend Rekruten braucht.

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