Neue Strompreisdebatte
Von David Maiwald
Der »Norden« will keinen einheitlichen Strompreis mehr. Die Länderchefs von Bremen (Andreas Bovenschulte, SPD), Brandenburg (Dietmar Woidke, SPD), Hamburg (Peter Tschentscher, SPD) und Schleswig-Holstein (Daniel Günther, CDU) setzen sich für länderbezogene Strompreise ein, wie sie dem Handelsblatt am Mittwoch erklärten. »Südliche« Bundesländer – Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, NRW, Rheinland-Pfalz und das Saarland – wollen dagegen an der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung fixierten Stromgebotszone festhalten, heißt es darin.
Aktuell gilt im Bundesgebiet gemeinsam mit dem Nachbarland Luxemburg eine einheitliche Gebotszone, die den handelbaren Strompreis an der Börse regelt. Schon seit einigen Jahren steht diese Preispraxis aber zur Debatte, weil die nördlicheren Länder höhere Kapazitäten an elektrischem Strom erzeugen, als sich über die bestehende Infrastruktur bei einem Engpass im Süden transportieren lässt. Niedersachsen ist mit 12.950 Megawatt Vorreiter in der Windenergie, während Bayern und Baden-Württemberg zusammen gerade 4.564 Megawatt Windenergie erzeugten.
Dabei entsteht ein sogenannter Redispatch, bei dem nicht zur Verfügung stehende Kapazitäten, etwa durch Windkraft im Norden, durch die »heimische« Versorgung mit Gaskraftwerken ersetzt werden müssen. Das habe allein im vergangenen Jahr Kosten in Höhe von 2,7 Milliarden Euro verursacht, heißt es im Handelsblatt.
Die Bundesländer des Nordens erhoffen sich durch verschiedene Strompreiszonen »starke marktwirtschaftliche Anreize« (Tschentscher), die regionalen Netze besser auszubauen. Die Länder würden dann zu einem »kosteneffizienten Einsatz von Stromerzeugung, Nachfrage, Speichern und der Nutzung von überschüssigem Strom« (Günther) übergehen. Gespeicherte Kapazitäten seien dann etwa für die Wasserstoffproduktion nutzbar. Auch würden sich bei »gutem Ausbaustand bei den Erneuerbaren deutlich günstigere Strompreise« ergeben (Woidke), was »gut für die Unternehmensansiedlung« sei.
Für den »Süden« trifft das, bei stärkerer Ansiedlung von Industrie, weniger zu. Dort geht man von steigenden Strompreisen aus. Der Verband Kommunaler Unternehmen warnte am Mittwoch vor »schwerwiegenden negativen wirtschaftlichen und energiepolitischen Folgen«.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Roland W. aus Aue- Bad Schlema (14. August 2025 um 14:49 Uhr)Und wo bleibt BürgerIn, Otto Normalverbraucher? Energie als Profitobjekt und von den Ländern unter dieser Betrachtung oder als ein öffentliches Gut, das für jeden bezahlbar sein muss? Was nützen alle Neuen Energien, was nützen alle CO2- Einsparungen und »Konzepte« angeblich für Natur, Umwelt, wenn sie nicht den Menschen dienen, wenn sie den Profiten dienstbar gemacht werden? Öffentliche Güter gehören nicht in die Hände der Kapitalverwerter und Profitjäger. Die haben noch nirgends etwas für Umwelt, Natur, Mensch getan, noch etwas billiger, bezahlbarer, besser und menschenfreundlicher gemacht. Wieviele Jahrhunderte braucht es bis zu dieser Erkenntnis noch?
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (13. August 2025 um 20:54 Uhr)Anstatt immer neue Debatten über Strompreiszonen zu führen, sollte der Fokus darauf liegen, die Strompreise in Deutschland insgesamt deutlich zu senken!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Klaus W. aus Leipzig (14. August 2025 um 14:43 Uhr)Das würde zu sinkenden Stompreisen in ganz Deutschland führen. Bayern hätte dann einen wirtschaftlichen Anreiz Windkraft auszubauen und auch dort würde dann der Preis sinken.
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