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Aus: Ausgabe vom 14.08.2025, Seite 1 / Titel
Rüstungsindustrie

Wo die Profite winken …

Unternehmen wie Porsche, Deutz und Trumpf wollen in das vielversprechende Geschäft mit Kriegsgerät einsteigen
Von Philip Tassev
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Panzer wird Porsche wohl nicht so bald bauen, aber etwas vom großen Rüstungskuchen wollen die Schwaben abhaben

Bekanntlich hat das Kapital einen Horror vor der Abwesenheit von Profit wie die Natur vor der Leere. Angesichts der schwächelnden Autoindustrie ist es da nur konsequent, wenn sich deutsche Kapitalisten nach anderen Anlagemöglichkeiten umsehen.

Auch das in der Porsche Automobil Holding SE gesammelte Kapital schreit nach frischer Verwendung. Die von den Familien Piëch und Porsche beherrschte Dachgesellschaft, in der die Oligarchen ihre Beteiligung an Volkswagen, Porsche und weiteren Autobauern zusammenfassen, hat am Mittwoch ihre Halbjahreszahlen vorgelegt: 1,1 Milliarden Euro Profit in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025. Eigentlich nicht schlecht, könnte man meinen, allerdings betrug der Profit im Vorjahreszeitraum nahezu das Doppelte. Dementsprechend wurde auch die Gewinnprognose für das gesamte Jahr um 20 bis 30 Prozent nach unten korrigiert.

Die Rettung für die fallenden Profite sieht der Konzern in einer Rückkehr zu seinen Wurzeln. Man möchte auch ein Stück vom großen Rüstungskuchen abhaben. An dem auch mit NATO-Millionen hochgepäppelten Münchner Raketenbauer Isar Aerospace ist der Clan bereits seit 2021 beteiligt, offenbar mit Erfolg. Das heißt aber noch nicht, dass die Schwaben gleich groß ins Panzergeschäft einsteigen wollen wie weiland Firmengründer und Hitlers Lieblingsingenieur Ferdinand Porsche. In der Mitteilung von Mittwoch heißt es dazu, die Holding prüfe »intensiv mögliche Beteiligungsoptionen im Defense-Bereich als strategisch wichtigem Zukunftsfeld«. Im Fokus stünden dabei »technologiegetriebene Anwendungsfelder«, zum Beispiel »Satellitenüberwachung, Aufklärungs- und Sensorsysteme, Cybersecurity oder Logistik- und Nachschubsysteme«.

Den (Rückwärts-)Gang in Richtung Kriegswirtschaft legen auch andere deutsche Traditionsunternehmen ein, wie der einstige »NS-Musterbetrieb« Deutz AG aus Köln. Einem Bericht des WDR vom Mittwoch konnte man entnehmen, dass der Motorenproduzent zwar schon lange im »Verteidigungsbereich« tätig ist, dieser Geschäftszweig aber nur weniger als zwei Prozent des Unternehmensumsatzes ausmacht. Ein Anteil, den Vorstandschef Sebastian Schulte auf fünf bis zehn Prozent erhöhen möchte, etwa mit dem Bau von Motoren für selbstfahrende Artillerie. Der WDR lässt auch einen Ingenieur von Deutz zu Wort kommen, der erklärt, dass die Motoren dafür robuster werden müssten. Das sei eine Herausforderung, die ihm Spaß macht.

Am Montag berichtete die Neue Zürcher Zeitung, auch der Laserspezialist Trumpf habe »nach intensiven Diskussionen« entschieden, »unsere Technologie für defensive Verteidigungslösungen zur Verfügung zu stellen«. Damit das aber nicht mit den »christlichen Werten« kollidiert, die sich das Familienunternehmen in die Leitlinien geschrieben hat, werde man »nur Waffensysteme oder Komponenten von Waffensystemen liefern, die nach ihrem bestimmungsgemäßen Gebrauch nicht gegen den Menschen gerichtet sind und ausschließlich zur Abwehr von Objekten dienen«, wie das Handelsblatt einen Firmensprecher zitierte.

Wie lange solche selbstauferlegten Beschränkungen Bestand haben werden, wenn das Kapital erst mal Blut geleckt hat und die Gewinne sprudeln, wird sich zeigen. Denn, um noch einmal mit Marx zu sprechen: »Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren.«

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