Berben, Weck, Heintje
Von Jegor Jublimov
Die ARD-Comedyserie »Zwei himmlische Töchter« zeigte 1978 zwei Nachtklubtänzerinnen, die ein Flugzeug erben und damit in die Luft gehen. Bekannt war damals nur Ingrid Steeger, nämlich aus »Klimbim«. Während Steeger schon Jahre vor ihrem Tod 2023 nicht mehr auftrat, ist ihre damalige Partnerin heute eine der vielseitigsten Schauspielerinnen Deutschlands. Iris Berben, die mehrere Internate besuchte, hatte Kontakte zur Hamburger Kunsthochschule, schloss sich der APO an, war Teil der »Blumenkinder« und erhielt ab 1968 erste, noch kleine Filmrollen. Seit den 80er Jahren konnte sie sich sowohl in der Unterhaltung (»Sketchup« mit Diether Krebs, 1985/86, »Kondom des Grauens« mit Udo Samel, 1995) als auch in Charakterrollen (»Die Baronin«, 1981, »Buddenbrooks«, 2008, »Krupp«, 2009) beweisen. Wenig bekannt ist, dass sie einmal auch bei der Defa als Partnerin von Rolf Hoppe in »Das große Fest« (1991) vor der Kamera stand. Zu ihrem 75. Geburtstag wird die engagierte Schauspielerin, die oft mit Texten jüdischer Autoren auftritt, auch für ihr Engagement gegen rechts, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit vielfach gewürdigt.
Als junger Mann hatte der 1930 geborene Wiener Peter Weck, der ebenfalls am Dienstag feiern kann, das Glück, noch mit dem 50 Jahre älteren legendären Hans Moser in Stücken von Arthur Schnitzler vor der Kamera zu stehen. Solche Stoffe bot ihm allerdings nur das Fernsehen. Im Kino war er ab 1954 in Unterhaltungsstreifen beispielsweise an der Seite von Romy Schneider zu sehen (»Sissi«, 1955, auch noch im Hollywoodfilm »Der Kardinal«, 1963). Ansonsten erwirtschaftete er viel Geld mit Filmlustspielen, die nicht selten die Grenze der Peinlichkeit streiften. Doch konnte er sich im Theater in der Josefstadt und am Burgtheater vom jugendlichen Liebhaber zum Charakterdarsteller entwickeln. Nach einem Auftritt in Karl Kraus’ »Die letzten Tage der Menschheit« bot der SPÖ-Politiker Helmut Zilk Weck die Intendanz des Theaters an der Wien an. In dieser Funktion machte er als Regisseur aus dem Haus bis 1992 ein europaweit führendes Musiktheater. »Cats« mit Angelika Milster und Ute Lemper war der größte Erfolg, mit dem das Ensemble auch in Moskau und in Ostberlin gastierte. Im vorgerückten Alter tritt Weck noch als Zeitzeuge auf, und sein betagter Haupttäter im »Tatort«-Krimi »Paradies« (2014) war ein erneutes Meisterstück.
Mit damaligen Wiener Theaterstars wie Peter Alexander und Heinz Reincke filmte auch der Niederländer Hein Simons, der sich als »Heintje« vermarkten ließ und ebenfalls am Dienstag Geburtstag hatte – nun doch schon den 70.! Mit »Mama«, einem Lied, das einst für den begnadeten Tenor Beniamino Gigli geschrieben wurde, hatte der Kinderstar seinen ersten großen Erfolg, was mehr auf seinen treuherzigen Jungencharme als auf seine zweifellos kräftige Stimme zurückzuführen war. Inzwischen im Volksmusikbereich tätig, hat Hein heutzutage Probleme mit seinem Gehör. Doch dürfte er noch seinen Reiterhof in Belgien leiten können.
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