Großbrände und Todesopfer
Von Carmela Negrete, Nerva
Es ist erst zehn Uhr vormittags, und bereits um diese Tageszeit kann man es vielerorts in Spanien draußen kaum noch aushalten. Seit Tagen gibt es im Fernsehen selten ein anderes Thema: Hitze, etwa 20 Waldbrände gleichzeitig, mehr als 1.800 Hitzetote seit Anfang des Sommers, zwei aufgrund der Hitze verstorbene Arbeiter – und das nur in Andalusien. Der Ausnahmezustand, der in den letzten Jahren immer wieder in Regionen auftritt, in denen gerade Waldbrände wüten, wird inzwischen jeden Sommer zur Norm.
Selbst um 21 Uhr, wenn die Sonne untergeht, sind an manchen Orten immer noch 38 Grad. Nachts sitzen die Nachbarn nicht wie gewöhnlich draußen auf der Terrasse, um die kühle Luft zu genießen, sondern drinnen bei angeschalteter Klimaanlage – sofern sie eine besitzen und sich die hohe Stromrechnung leisten können. Dass im Ferienmonat August Straßen und Plätze leer sind, weist darauf hin, dass es derzeit alles andere als normal zugeht. Der Blick auf den Wetterbericht ist ein wiederkehrender Alptraum: Die Karte zeigt für den größten Teil des Landes die höchste Gefahrenstufe für Waldbrände.
Tausende Menschen werden aus ihren Häusern evakuiert, während die Großfeuer durchs Land peitschen. Besonders ungewöhnlich ist die Lage in Orten wie Zaragoza, wo bis zu 40 Grad erwartet werden, gleichzeitig aber ein heftiger Sturm mit wenig Regen, viel Wind und Blitzen angekündigt ist. Solche Wetterlagen feuern die Waldbrände weiter an und treten laut dem Experten Carlos Novillo vom Umweltamt in Madrid seit 2007 immer häufiger auf, wie er am Dienstag vor der Presse erklärte. Die Ministerin für Inklusion, soziale Sicherheit und Migration, Elma Sainz, teilte ebenfalls am Dienstag mit, dass sie den Tod einer Person bei einem Waldbrand in Tres Cantos bedauere, wo bereits mehr als 1.000 Hektar verbrannt sind, zahlreiche Nutztiere nicht gerettet werden konnten und starben. »Es wurden 1.700 Soldaten zur Unterstützung der Feuerwehrleute eingesetzt, und wir versuchen mit allen Mitteln, die weitere Ausbreitung der Brände zu verhindern«, so Sainz.
Am 12. August hat das Feuer in diesem Jahr bereits mehr Waldfläche zerstört als im gesamten Sommer 2024. In Tarifa bei Cádiz wurden 2.000 Menschen aus ihren Häusern evakuiert. In Galicien, Zamora und Toledo waren am Dienstag mehrere Brände noch nicht unter Kontrolle. In Kastilien und León gab es fünf Brände und 3.200 Evakuierte. Auch wenn die meisten Waldbrände mit Hitze und Trockenheit zusammenhängen, gab es beispielsweise in Ávila einen Fall von Brandstiftung. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Häufig stehen solche Taten im Zusammenhang mit geplanter Umweltzerstörung: Täter setzen geschützte Gebiete in Brand, um dort später Bauprojekte zu ermöglichen.
Die Sender RTVE meldete am Montag, dass allein in Andalusien zwei Arbeiter während ihrer Tätigkeit an Folgen der Hitze gestorben sind. Eine 61 Jahre alte Frau starb in Cádiz bei Putzarbeiten auf der Straße, ebenso ein 22jähriger, der in der prallen Sonne gearbeitet hatte. Dies geschah in der Zeit zwischen dem 13. Juli und dem 11. August, in der es in der Region fast 600 hitzebedingte Notfälle gab; bei der Hälfte folgte eine Behandlung im Krankenhaus. Betroffen waren insbesondere ältere Menschen, die allein wohnen, Studierende, die nichtklimatisierte Einrichtungen besuchten, sowie Arbeiter und Sportler, die Aktivitäten im Freien ausgeübt hatten.
Bei den beiden Todesfällen handelte es sich um illegale Beschäftigung, denn 2023 hatte die progressive Regierung die Ausübung solcher Tätigkeiten bei hohen Temperaturen verboten. Seitdem müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, etwa die Arbeitszeiten anpassen. Außerdem sollen Arbeiter während Hitzewellen möglichst nicht allein sein, häufiger Pausen einlegen und sich regelmäßig abwechseln.
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