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Aus: Ausgabe vom 13.08.2025, Seite 5 / Inland
Wasserstoffstrategie

Die große Luftnummer

»Krachend scheitern«: Die Wasserstoffstrategie des Bundes verfehlt absehbar ihre Ziele. Die Industrie hat das längst begriffen und verabschiedet sich leise von der »Transformation«
Von David Maiwald
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»Zuversicht«: Robert Habeck mit einem großen Maulschlüssel (Hamburg, 19.8.2024)

Der Ausblick: »düster«. Die Projekte: häufig »pausiert oder ganz und gar abgesagt«. Um die vor rund fünf Jahren beschlossene »Wasserstoffstrategie« der Bundesregierung steht es schlecht, trotz des kurzzeitigen PR-Hypes von Robert »schlechtester Wirtschaftsminister aller Zeiten« Habeck im vergangenen Jahr. Die damals gesetzten Ziele eines Wasserstoffhochlaufs bis zum Jahr 2030 würden bereits »krachend verfehlt«, zitierte ein Artikel im Onlineangebot der »Tagesschau« den kommissarischen Vorsitzenden des Nationalen Wasserstoffrates, Felix Matthes.

Die Bilanz: Von den geplanten zehn Gigawatt Produktionsleistung seien gerade einmal 1,6 Prozent umgesetzt. Weitere 200 Megawatt seien derzeit im Bau, also noch einmal weitere zwei Prozent. Zudem sei der sogenannte grüne Wasserstoff, Herzstück der Transformationspläne von Habeck, »sehr viel teurer«, als zuvor prognostiziert, wird Matthes weiter zitiert. Nötige Mittel des Bundes seien nicht mehr auf den Weg gebracht oder genehmigt worden. Nun fehlen neben der Herstellung auch noch Transport- und Versorgungsinfrastruktur. Keine guten Aussichten für potentielle Abnehmer.

In Bremen und Eisenhüttenstadt hat das schon Konsequenzen. Der Stahlriese Arcelor-Mittal verabschiedete sich vor rund eineinhalb Monaten ganz offiziell vom klimaneutralen Produktionsziel »grüner Stahl«. Der Grund: Unter den aktuellen Bedingungen ist der Aufbau einer Elektrolichtbogenanlage zu teuer. Keine Infrastruktur, keine ausreichende Förderung. Und das, obwohl bereits rund 1,3 Milliarden Euro geflossen sind. Die Pläne liegen auf dem Tisch, rechnen sich aber nicht. Und auch Lieferabkommen mit einer ganzen Reihe von Staaten halten den fossilen Rollback nicht auf: Der Energiekonzern Uniper kündigte vergangene Woche den Bau neuer Gaskraftwerke an.

Das passt ins Bild des Merz-Kabinetts, das in der Wasserstofffrage nun »alle Farben«, also auch grauen und blauen Wasserstoff, fördern will, der aus Erdgas gewonnen wird. Neben dem von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche geplanten Ausbau der Erdgaskapazitäten dürfte sich »grüner Wasserstoff« erst einmal nicht rentabel entwickeln. Weder Produktion noch Verkauf dürfte sich auf absehbare Zeit lohnen. Wie der Bund da mit »Fördersummen und -plänen« unterstützen könnte, das wurde der »Tagesschau« nicht beantwortet. Die Ausblick für die klimaneutrale Produktion: wie gehabt.

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