Ein gutes Pflaster
Von André Dahlmeyer
Feldhockeyeuropameisterschaften werden für Herren seit 1970, für Damen seit 1984 ausgetragen. Seit 2003 finden sie alle zwei Jahre statt, zwischen den Olympischen Sommerspielen und den Weltmeisterschaften. Seit 2007 werden die Wettbewerbe für Damen und Herren gleichzeitig am selben Ort ausgespielt.
Im Medaillenspiegel der Herren dominieren nach 19 ausgetragenen Turnieren Deutschland (8/4/3) und die Niederlande (7/7/4). Spanien gewann zweimal Gold, England und Belgien je einmal, wobei die Belgier mit ihrem Titel der Heim-EM von 2019 die einzigen waren, die die Phalanx der Niederländer (in Antwerpen nur Bronze) bei den letzten fünf EM brechen konnten. Die deutschen Hockeyherren hatten ihre beste Zeit zwischen 1991 und 2003, als sie viermal hintereinander Europameister wurden. Bei den Hockeydamen gingen zwölf der 16 EM an die Niederlande – darunter die letzten vier. Deutschland und England gewannen die restlichen Goldmedaillen (je zwei). Zuletzt schafften es die starken Belgierinnen zweimal (2017, 2023) ins Finale. Dem deutschen Team gelang bei der Heim-EM vor zwei Jahren nur der Bronzegewinn. Wie bei den Herren ist der letzte EM-Titel bereits zwölf Jahre her.
Am Freitag starteten im Sparkassen-Park von Mönchengladbach, wo auch der Deutsche Hockeybund e. V. (DHB) seinen Sitz hat, zum dritten Mal nach 2011 und 2023 die Euro Hockey Championships. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen treten die jeweiligen acht Topnationen des Kontinents in je zwei Vierergruppen gegeneinander an; die jeweiligen Erst- und Zeitplazierten spielen die Semifinals. Das Herrenfinale findet am 16. August statt, das der Damen am Tag darauf.
Dass bei den Damen am Ende nicht die Niederlande obsiegen ist praktisch undenkbar. Die deutschen Herren wiederum haben durchaus eine Titelchance, immerhin sind sie amtierender Weltmeister und gewannen Olympiasilber in Paris. Mönchengladbach ist für sie kein schlechtes Pflaster. 2006 wurden sie dort bei der einzigen Heim-WM Weltmeister, 2011 Europameister. Andererseits: Vor zwei Jahren wurden die Schutzbefohlenen von Bundestrainer André Henning dort – auch bereits amtierender Weltmeister – nur Vierter.
Der EM-Auftakt am Freitag abend gegen die starken Franzosen, die bei einer EM noch nie ein Gruppenspiel gegen Deutschland gewinnen konnten (zuletzt jedoch die Niederlande in einem Freundschaftsspiel besiegten), war holprig. Nach einem 0:0 zur Pause führte Frankreich nach 48 Minuten plötzlich, entgegen aller Expertenmeinungen mit 2:0, ehe die deutsche Mannschaft, genannt »Honamas«, doch noch aufwachte und das Spiel nach einigen traumhaften Kombinationen mit 3:2 gewann.
Die Franzosen begannen wie erwartet defensivstark und standen tief. Die Honamas erarbeiteten sich Strafecke um Strafecke, indes, die Ausführungen waren ganz und gar nicht weltmeisterlich. Die Franzosen, deren bestes bisheriges EM-Ergebnis 1970 ein vierter Platz war, liefen die Ecken ein ums andere Mal ab, wobei auch Tormann Corentin Saunier sich als starker Rückhalt erwies. Auch bei einem Konter, den Corentin Sellier nach einem Fehler von Hannes Müller völlig frei knapp mit der argentinischen Rückhand für Les Bleus verzog, sah das deutsche Team gar nicht gut aus. Nach dem Wechsel legte die Henning-Truppe einen Zahn zu. Das erste Tor fiel dennoch auf der anderen Seite. Ein Torschuss von Victor Charlet nach einer Strafecke wurde zweimal abgefälscht, der Treffer Kapitän François Goyet zugeschrieben. Die Videoüberprüfung, zu der im Hintergrund Klaus Doldingers »Tatort«-Intro lief, ließ das Tor gelten. Kurz darauf das 2:0 durch Charlet, bei dem Jean Danneberg ziemlich alt aussah.
Tom Grambusch hebelt kurz schlenzend auf Thies Prinz die Defense aus, der legt quer und Justus Weigand (Mannheimer HC) blockt den Ball zum Anschlusstreffer ein. Dann gleicht der gebürtige Argentinier Gonzalo Peillat nach einer Strafecke durch die Beine von Saunier aus. Der Weltmeister im Rausch, die Asterixe stehend K. o.. In Unterzahl fällt in Minute 54 der Siegtreffer für das DHB-Team: Johannes Große in seinem besten Länderspiel schnappt sich die Kugel im Mittelfeld, zieht auf und davon, tankt sich durch bis in den Strafraum, setzt scharf zur argentinischen Rückhand an (sauber mit der Kante getroffen) und wieder ist Weigand da, der in der Box abstaubt. Kurz zuvor hatten noch drei Bretter der Franzosen den Ball am langen Pfosten von Danneberg verpasst. Dass es auch danach dabei blieb, war Jean Danneberg und seinem linken Handschuh zu verdanken, ein unfassbarer Safe.
Nichts anbrennen ließen indes die »Danas«, die deutschen Hockeydamen, bei ihrem Turnierauftakt ebenfalls gegen Frankreich. Nach einem frühzeitigen Doppelschlag führte das Team von Bundestrainerin Janneke Schopman zur Pause bereits mit 4:0, Sophia Schwabe traf zweimal, Endstand 4:1. Am Montag abend 20.30 Uhr kommt es im zweiten Gruppenspiel zum heiß erwarteten Klassiker gegen die Niederlande, die zum Auftakt 2:0 gegen Irland gewannen.
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