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Aus: Ausgabe vom 09.08.2025, Seite 8 / Ansichten

Kopfgeldopfer des Tages: Nicolás Maduro

Von Volker Hermsdorf
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Mit Regime-Change klappt es einfach nicht: Venezuelas Präsident Nicolás Maduro (Caracas, 25.5.2025)

Nicolás Maduro ist über Nacht zum wertvollsten Kopf auf dem Globus geworden. 50 Millionen US-Dollar bietet die US-Regierung für einen Tipp, der den venezolanischen Präsidenten hinter Gitter bringt. Justizministerin Pamela Bondi nennt das eine »historische Belohnung« – und geizt nicht mit Superlativen: Maduro, so Bondi, sei »einer der größten Drogenhändler der Welt« und eine »Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA«.

Die mal eben verdoppelte »Prämie« rief in Caracas Heiterkeit hervor: Eine »lächerliche Nebelkerze«, ein »Medienspektakel«, das der ultrarechten Opposition schmeicheln soll. Gleichzeitig sei die Aktion ein verzweifeltes Manöver zur Ablenkung von internen US-Problemen. Aber auch von Bondi selbst und von Trump, die beide im Glashaus sitzen. Des Präsidenten eigene Fans wenden sich ab, weil er lieber seine High-Society-Kumpels und vielleicht sich selbst vor dem Epstein-Sumpf schützt, statt für Transparenz zu sorgen. Und Bondis von Scientology-Spenden über ­Epstein-»Enthüllungen« bis zu ­Ukraine-Verstrickungen geprägte Karriere gleicht eher einem Lehrstück für das Motto »Haltet den Dieb!«

Zum Trump-Bondi-Zirkus gehört auch diesmal die für Washingtons typische Doppelmoral. Während die USA Maduro zum »größten Drogenhändler« stempeln, hätscheln sie ihre eigenen »Hundesöhne«: Israels Premier Netanjahu wird trotz Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs freundschaftlich umarmt, und Juan Guaidó, der sich einst selbst zum Präsidenten Venezuelas ernannte und mit unterschlagenen Millionen in Miami lebt, darf weiter ungestört Piña Coladas schlürfen.

Zugleich wird ein gewähltes Staatsoberhaupt zum neuen Osama Bin Laden stilisiert – der einst mit 25 Millionen Dollar Kopfgeld nicht mal halb so viel wert war. Vielleicht hätte er Präsident in Venezuela werden müssen, um auf die ganz große Liste zu kommen.

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