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Aus: Ausgabe vom 09.08.2025, Seite 2 / Ausland
Ukraine-Krieg

Warmlaufen zum Gipfel

Kiew will Zugeständnisse von Moskau – USA möchten ihre Waffen behalten
Von Reinhard Lauterbach
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Ein Gespräch mit ihm erachtet Trump für nicht so wichtig: Selenskij und sein US-Amtskollege in Den Haag (25.6.2025)

Vor dem geplanten Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin versucht die Ukraine, eine sich abzeichnende Einigung zu ihren Lasten zu verhindern. Der ukrainische Botschafter in Berlin, Olexij Makejew, sagte am Freitag morgen im ZDF, sein Land schließe Gebietsabtretungen an Russland aus. Das verbiete die Verfassung seines Landes, es wäre außerdem ungerecht. Ziel der Verhandlungen müsse sein, Moskau zu Zugeständnissen zu zwingen. Makejew forderte, das im Westen »herumliegende« russische Staatsvermögen für Waffenlieferungen an die Ukraine zu verwenden. Das geht über bisherige Forderungen hinaus, dieses Geld eventuell für den Wiederaufbau der Ukraine nach Kriegsende einzusetzen. Die EU ist skeptisch gegenüber einer endgültigen Beschlagnahme dieses Geldes, weil sie um ihren Ruf als internationaler Finanzplatz fürchtet, wenn ausländisches Geld in Europa nicht mehr »sicher« wäre.

Unterdessen hat US-Präsident Donald Trump eine weitere Kiewer Forderung zurückgewiesen: Er bestehe entgegen anderslautenden Berichten nicht darauf, dass Putin vor dem Gipfel mit ihm den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij treffe, sagte er am Donnerstag abend. Wann und wo der Gipfel stattfinden soll, ist nach wie vor nicht bekannt. In Russland wurden die Vereinigten Arabischen Emirate als möglicher und für Moskau akzeptabler Standort genannt. Die Emirate spielen eine relevante Rolle für die Lieferung von unter Sanktionen stehenden westlichen Waren an Russland.

Mehrere US-Medien berichteten derweil am Freitag, dass das Pentagon sich vorbehalte, bereits für die Ukraine eingeplante Waffen zurückzubehalten und sie statt dessen den Arsenalen der USA einzugliedern. Ein entsprechendes Papier der Politischen Abteilung des Ministeriums sei weiterhin in Kraft. Als Argument für die Rückholung der US-Waffen wurde die Notwendigkeit genannt, die Waffenvorräte der USA für eine künftige Auseinandersetzung mit China wieder aufzufüllen. Viele US-Waffensysteme, die die Ukraine für sich fordert, haben lange Lieferfristen und könnten mit den vorhandenen industriellen Kapazitäten erst im kommenden Jahrzehnt geliefert werden. Dies gilt insbesondere auch für »Patriot«-Luftabwehrsysteme.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (9. August 2025 um 10:32 Uhr)
    Was soll das heißen: »Kiew will«? Die Ukraine hat nicht gewollt, kann nicht eigenständig wollen und wird es auch künftig nicht können. Sie wurde von Beginn an als Instrument missbraucht – als Schauplatz und Hebel, um zwischen Russland und dem sogenannten »Deutscheuropa« einen Keil zu treiben. Das Pech für den Wertewesten: Anstelle einer wirtschaftsstrategischen Partnerschaft EU–Russland ist ein Bündnis China–Russland entstanden – für die USA weit gefährlicher als eine bloße Wirtschaftsachse zwischen Moskau und Europa. Dass sich die Welt vom alten Europa abwendet, zeigt sich daran, dass entscheidende Zukunftsverhandlungen nicht mehr in Europa oder bei der UNO stattfinden, sondern in den Arabischen Emiraten. So ist eine Lage entstanden, die für alle Beteiligten nahezu das schlimmste Szenario darstellt. Ein »Kompliment« an die großen Führer und Strategen unserer Zeit: Sie haben es wieder einmal geschafft, die Welt an den Rand einer Gefahr zu manövrieren, aus der kaum ein hoffnungsvolles Zukunftsbild zu erkennen ist.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (8. August 2025 um 20:30 Uhr)
    Was eine Verfassung wert ist, zeigt der Umgang mit dem hiesigen Grundgesetz. Beispielhaft seien die Schuldenbremse genannt und der Ukraine als Vorbild gezeigt. Dass das Leben meistens nicht gerecht ist, müsste auch ein Makejew wissen. Man sollte halt nicht auf das falsche Pferd setzen.

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