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Aus: Ausgabe vom 09.08.2025, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Lebensmittelindustrie

Erster Tarifvertrag bei Dönerspießhersteller

Birtat-Beschäftigte erkämpfen 2.600 Euro Einstiegsgehalt und bis zu 17 Prozent mehr Lohn
Von Max Grigutsch
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Am Mittwoch wurde noch gestreikt, jetzt gibt’s den Tarifvertrag (Murr)

Die Spieße können sich weiterdrehen. Nach monatelangem Arbeitskampf haben die rund 120 Beschäftigten beim Dönerspießhersteller Birtat einen Tarifvertrag durchgesetzt – den ersten überhaupt in der Branche. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und das Unternehmen in Murr bei Ludwigsburg verkündeten am Freitag eine gemeinsame Lösung »trotz unterschiedlicher Ausgangspunkte«. Der Abschluss sei »ein historisches Ergebnis in der Dönerfleischbranche und ein Erfolg der Beschäftigten«, wurde NGG-Verhandlungsführerin Magdalena Krüger in einer Mitteilung der Gewerkschaft zitiert.

Demnach gilt der Tarifvertrag rückwirkend ab dem 1. August. Festgelegt wurden ein Einstiegslohn von 2.600 Euro brutto und eine zweistufige Lohnerhöhung von bis zu 17 Prozent in der Spitze. Die 17monatige Laufzeit endet am 31. Dezember 2026. Nach Angaben der NGG hätten rund 90 Prozent der befragten Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung für die Annahme des Vertrags gestimmt. Zuvor hatten sie 3.000 Euro Einstiegsgehalt und monatlich 375 Euro mehr Geld gefordert.

Die Verhandlungen hätten sich über zwölf Stunden erstreckt und seien »von gegenseitigem Respekt, aber auch von kontroversen Positionen geprägt« gewesen, heißt es in der NGG-Mitteilung. Das Ergebnis sei »ein starkes Signal für eine konstruktive Tarifpartnerschaft«. Auch Cihan Karaman, Pressesprecher der Meat World SE, zu der Birtat gehört, sieht das »Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Beschäftigten« als gestärkt an.

Ganz so versöhnlich war der Ton vor kurzem noch nicht. Die Beschäftigten des Werks in Baden-Württemberg hatten immerhin elfmal ihre Arbeit niedergelegt und waren vergangene Woche noch bereit für eine Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen gewesen. Nach einer Ankündigung der Gegenseite vom Dienstag – die Firma erklärte sich zwar zu Gesprächen, nicht aber zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag bereit – hatte NGG-Verhandlungsführerin Krüger mit »Konsequenzen« gedroht. Am Mittwoch wurde dann zuletzt gestreikt – offensichtlich mit Erfolg.

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