Fossiles Comeback von BP
Von Ralf Wurzbacher
So kommt eins zum anderen. Am Montag vermeldet der britische Energiegigant BP die Entdeckung eines riesigen Öl- und Gasvorkommens im Südatlantik vor der Küste Brasiliens – der zehnte Fund allein in diesem Jahr. Tags darauf verkündet Konzernboss Murray Auchincloss einen Quartalsgewinn, der alle Erwartungen übertrifft. Und als genügte das noch nicht zum Glück der Aktionäre, signalisiert die US-Regierung unter Präsident Donald Trump, dass sich der Klimawandel für die Vereinigten Staaten demnächst erledigt hat. Denn Treibhausgase, so die jüngste Ansage der Umweltschutzbehörde (EPA), sollen nicht länger als gesundheitsschädlich eingestuft werden. Die Firma dankt! Derweil geht dem Planeten die Puste aus.
Das frisch geortete »Bumerangue«-Feld liegt rund 400 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt und erstreckt sich über eine Fläche, die fünfmal so groß ist wie Manhattan. Das sei der dickste Fang seit 25 Jahren, verriet Manager Gordon Birrell zum Wochenstart der Financial Times. Und er sei wegweisend für die Zukunft des Unternehmens. Dieses hatte seine Geschäftsstrategie erst im Frühjahr vom Fuß auf den Kopf gestellt: bloß weg von den Erneuerbaren, wofür der Ende 2023 gefeuerte CEO Bernard Looney einst stand, um erneut verstärkt auf fossile Energieträger zu setzen. Rund zehn Milliarden US-Dollar will man längerfristig in Öl und Gas investieren, mit dem Ziel, bis 2030 pro Tag zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Barrel Öl zu fördern, ab 2035 vielleicht noch mehr. Dagegen will man das Geschäft mit Sonne und Wind deutlich restriktiver betreiben.
Tatsächlich hatte der Konzern das Jahr 2024 mit einem Ertrag von 381 Millionen US-Dollar ziemlich kümmerlich abgeschlossen. Nach der Kehrtwende zurück ins Schmier-, Schmutz- und Rußzeitalter schnurrt der Profitmotor wieder wie früher. Von April bis Ende Juni verbuchte BP einen Reinerlös von 2,35 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Die Neuigkeit vom Ölfund am Zuckerhut trieb die Aktie prompt nach oben, während etwa das Papier von Shell leicht nachgab. BP wird als heißer Übernahmekandidat des englisch-niederländischen Konkurrenten gehandelt.
Derweil ist die ganze Branche oben auf, seit Corona, Ukraine-Krieg und Trump-Comeback die globale Klimabewegung zunichte gemacht haben. Und jetzt auch noch das. Dies wäre »die größte Deregulierungsmaßnahme in der Geschichte der Vereinigten Staaten«, kommentierte Lee Zeldin, Chef der US-Umweltschutzbehörde, dieser Tage das Vorhaben, die »Gefährdungsfeststellung« aus dem Jahr 2009 zu kippen. Sie bildet die rechtliche Grundlage für den Kampf gegen den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) in den USA und regelt sowohl den Umgang mit Fahrzeugemissionen als auch den von Gas- und Kohlekraftwerken. Bei ihrem Wegfall wäre der Klimawandel für die US-Wirtschaft bis auf weiteres kein Thema mehr und dem Kampf dagegen juristisch der Boden entzogen.
Das freut auch den US-Hedgefonds Elliott Management, der unlängst groß bei BP eingestiegen ist und fünf Milliarden US-Dollar an Anteilscheinen hält. Wie es heißt, ist Elliott einer der Antreiber beim fossilen Comeback des Konzerns. So kommt eins zum anderen.
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