Rendite ohne Zustellpause
Von Oliver Rast
Der Logistikriese DHL Group liefert – zumindest auf dem Papier. 1,4 Milliarden Euro operativer Gewinn im zweiten Quartal, ein Plus von 5,7 Prozent im Vorjahresvergleich, trotz schrumpfender Umsätze und geopolitischer Turbulenzen, berichtete der Konzern am Dienstag in Bonn. Oder: Ein Ergebnis dank Portoerhöhung und Jobstreichungen vor allem im Paket- und Briefbereich. Dort erwirtschafteten die Kolleginnen und Kollegen in den Monaten April bis einschließlich Juni dieses Jahres in den Verteilzentren und in der Zustellung einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Earnings before interest and taxes, EBIT) von 166 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen Euro). Finanzchefin Melanie Kreis sprach vor Journalisten gleichentags von einem »guten« Quartalsergebnis. Damit sei man in Richtung der EBIT-Jahresprognose von einer Milliarde Euro für Post & Paket Deutschland unterwegs.
Das Briefporto hatten die DHL-Bosse zum Jahresbeginn um 10,5 Prozent erhöht. Weiter sinken sollen Personalkosten. Bis Ende des Jahres sollen 8.000 Stellen »abgebaut« werden. Mittels »natürlicher Fluktuation«, also etwa durch vorzeitigen Ruhestand oder Firmenwechsel, wie Kreis sagte. Begründung: Rückgang der Brief- und Paketmenge, Kostendruck wegen Konkurrenz.
Der Ausblick: Der Konzern bekräftigte seine Gewinnprognose von sechs Milliarden Euro für 2025. Mindestens. Verschärfte Konflikte in der Zoll- und Handelspolitik sind dabei aber nicht »eingepreist«. Davon unabhängig, Effizienz heißt bei Kreis: weniger Beschäftigte, größere Zustellbezirke, mehr Marge. Und: Der Brief als Folklore, das Paket als Renditebringer.
Das stört Sören Pellmann, Vorsitzender der Fraktion von Die Linke im Bundestag. Während Milliardengewinne im Geschäftsbericht stehen, fallen andere Bilanzen negativ aus: längere Zustellzeiten, sinkende Servicequalität, häufigere Beschwerden, beklagte Pellmann jüngst gegenüber jW. Ein Raubbau an einem Gemeingut der öffentlichen Daseinsvorsorge, »der das Funktionieren unserer Gesellschaft beeinträchtigt«. Die Postprivatisierung sei die Geschichte eines kontinuierlichen Niedergangs – Konsequenz: »Die Post gehört vollständig zurück in die öffentliche Hand!«
Für Kreis und Co. alles nur Hirngespinste. Die Konzernführung spricht lieber von »robuster Performance« und »strategischer Resilienz«. Übersetzt: Die globale Logistikmaschine läuft – und verschleißt dabei kräftig Kolleginnen und Kollegen.
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