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Aus: Ausgabe vom 06.08.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Atomkriegsgefahr

Folgen der Atombombenabwürfe

Zahlreiche Überlebende leiden bis heute an den Spätfolgen
Von Angelika Claußen
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Überlebende der Atomexplosion in Hiroshima 1945

In Hiroshima starben schätzungsweise rund 70.000 Menschen am Tag des Angriffs, insgesamt etwa 140.000 Menschen bis Ende 1945. In Nagasaki fielen am 9. August ungefähr 40.000 Menschen dem Angriff zum Opfer, mindestens 74.000 Menschen verstarben bis Dezember 1945. Viele überlebten schwerverletzt, zahlreiche Menschen leiden bis heute an den Spätfolgen.

Die akute Strahlenkrankheit machte sich bei vielen Überlebenden innerhalb von Stunden bis Wochen nach der Explosion bemerkbar. Sie ist Folge der hohen Dosis radioaktiver Strahlung, die multiple Organschädigung auslöst. Die Symptome sind vielfältig: Schwindel und Erbrechen, Fieber, Krämpfe, Haarausfall, Durchfall und starker Flüssigkeitsverlust. Durch die Schädigung der blutbildenden Zellen im Knochenmark kommt es zu Störungen der Blutgerinnung mit Einblutungen in die Haut und schweren inneren Blutungen. Weitere Folge ist eine Abwehrschwäche, die mit Infektanfälligkeit und schweren Infektionen einhergeht.

In den Stunden und Tagen nach den Explosionen ging ein öliger, schwarzer Regen auf Hiroshima und Nagasaki nieder. Der schwarze Niederschlag bestand aus radioaktiven Spaltprodukten und Bombenresten, die sich mit Ruß und Regen vermischt hatten. Das schwarze Wasser blieb auf der Haut und an der Kleidung der Menschen kleben. Auch entferntere Regionen erreichte der radioaktive Fallout durch Wind und Luftströmungen. Die radioaktiven Partikel lagerten sich auf dem Boden ab, konzentrierten sich in Pflanzen und Tieren und gelangten so in die Nahrungskette. Die Menschen waren der Strahlung sowohl äußerlich ausgesetzt durch Partikel in Luft, Wasser und Boden, als auch innerlich durch die Einatmung und Nahrungsaufnahme.

Während hohe Strahlendosen Zellen unmittelbar schädigen oder abtöten und zu Organversagen führen, bewirken niedrige Strahlendosen Folgeschäden, die über Veränderungen der DNA zum Anstieg von Krebs- und anderen strahlenbedingten Erkrankungen führen. Das Krebsrisiko einer Person steigt mit der Menge der radioaktiven Strahlung, der sie ausgesetzt ist. Bereits geringste Mengen Radioaktivität können zu einem erhöhten Krebsrisiko führen. Es gibt keine ungefährliche Strahlendosis. Das Risiko, in den ersten Jahren nach den Atombombenabwürfen an Leukämie zu erkranken, war um das Zwölffache erhöht und sank dann wieder etwas ab, das Auftreten anderer Krebserkrankungen erhöhte sich kontinuierlich. Dabei kommt es vor allem zu Krebs in der Blase, Brust, Lunge, Schilddrüse, Speiseröhre, im Magen und Darm und zu Gehirntumoren. Neben Krebs treten auch andere Krankheiten vermehrt auf, so z. B. Grauer Star, Schilddrüsen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schädigungen des Immunsystems und psychische Erkrankungen wie die posttraumatische Belastungsstörung. Viele Überlebende leiden bis heute unter schweren Schuldgefühlen, weil sie anderen nicht helfen konnten.

Frauen und Kinder sind von den Auswirkungen von Strahlung stärker betroffen als Männer. An den Ursachen der höheren Strahlenempfindlichkeit wird weiter geforscht. Infolge der Atombombenabwürfe gab es zudem eine hohe Zahl an Fehl- und Totgeburten. Föten im Mutterleib sind besonders stark betroffen von der Strahlung – vor allem während der intensiven Organbildungsphase acht bis 15 Wochen nach der Empfängnis. Strahlenschäden bei Föten wurden auch bei niedrigerer Strahlenbelastung beobachtet, bei der Schwangere keine Symptome einer akuten Strahlenkrankheit zeigten. Zu den möglichen Schäden bei den später geborenen Kindern zählen ein hohes Krebsrisiko, intellektuelle Behinderungen, reduzierte Kopfgröße und Wachstumsstörungen.

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