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Aus: Ausgabe vom 30.07.2025, Seite 1 / Ausland
Sozialpolitik zeigt Wirkung

Brasilien erfolgreich gegen Unterernährung

UN-»Hungerkarte«: Nach Verschlechterung unter Bolsonaro wurden Millionen aus der Armut geholt
Von Volker Hermsdorf
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Können sich nun wieder mehr Menschen leisten: Obst und Gemüse auf einem Straßenmarkt in Bahia (20.6.2025)

Die Vereinten Nationen haben Brasilien von ihrer sogenannten Hungerkarte genommen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) bestätigte am Montag auf einem Gipfeltreffen in Äthiopien, dass weniger als 2,5 Prozent der brasilianischen Bevölkerung von »schwerer Unterernährung« betroffen sind. Laut offiziellen Angaben konnten in den vergangenen zwei Jahren 24 Millionen Menschen aus akuter Ernährungsnot befreit und die extreme Armut auf 4,4 Prozent gesenkt werden. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach von einem »historischen Fortschritt«, der bereits zwei Jahre nach Beginn seiner aktuellen Amtszeit erreicht worden sei.

Die »Hungerkarte« ist ein globaler Indikator, der Länder identifiziert, deren Bevölkerung von chronischer Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Brasilien war bereits 2014 unter der linken Präsidentin Dilma Rousseff erstmals von der Liste gestrichen worden, wurde jedoch 2021 infolge des Abbaus sozialer Programme unter dem rechten Staatschef Jair Bolsonaro und den Auswirkungen der Coronapandemie wieder dort aufgeführt. Der erneute Rückgang von Hunger und Armut ist das Resultat staatlicher Maßnahmen wie dem Wiederaufbau des Sozialprogramms »Bolsa Família«, Schulspeisungen, direkte Lebensmittelhilfen, Anhebung des Mindestlohns und gezielte Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.

Der von Lula – angesichts der sozialen Rückschritte unter Bolsonaro – zu Recht als »historisch« bezeichnete Erfolg ist jedoch kein Grund zur Entwarnung. Trotz ausreichender Produktion von Lebensmitteln leben rund 35 Millionen Menschen in Haushalten, in denen Mahlzeiten ausfallen oder deren Qualität dauerhaft eingeschränkt ist. Ursachen sind unter anderem prekäre Jobs, Lohndumping, steigende Lebensmittelpreise, eine auf Export orientierte Agrarproduktion und die Folgen des Klimawandels. Die brasilianische Regierung betrachtet die dennoch erzielten Erfolge auch als Modell für internationale Maßnahmen – etwa durch die von Lula initiierte »Globale Allianz gegen Hunger und Armut«, die mittlerweile von über 100 Staaten unterstützt wird.

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