Starke Nerven
Von André Dahlmeyer
Sie haben es wieder getan, diese Lionesses. Es war die Neuauflage des WM-Endspiels von 2023 in Sydney zwischen Spanien und England. Damals kamen 76.000 Zuschauer, am Sonntag in Basel beim 14. Fußball-EM-Finale der Frauen rund 34.000 Zuschauer. Camp Nou und Wembley wären auch voll geworden und das Dortmunder Westfalenstadion hätte sicher zweimal gefüllt werden können. Schließlich kickten die aktuellen Welt- und Europameisterinnen gegeneinander. Welches Länderspiel könnte interessanter sein?
Am Ende avancierten die Spanierinnen nicht zu den fußballerischen Alleinherrscherinnen der Welt, wie es bei den Männern zwischen 2008 und 2012 der Fall war. Die Engländerinnen sagten ganz konservativ aber leicht verständlich Nö! Das hatte Gründe. Etwa Sarina Wiegman. Die Niederländerin ist die beste Trainerin der Welt. Andere ziehen die Pestmaden an, sie den Erfolg. Zum fünften Mal hintereinander stand sie im Finale eines großen Turniers. Das allein sagt schon alles. 2015 wurde sie Bondstrainerin und gewann nur zwei Jahre darauf bei der Heim-EM mit Oranje den ersten Frauen-Titel überhaupt für die Niederlande. 2020 wurde sie Cheftrainerin der Lionesses, der Auswahl Englands, und gewann 2022 im Finale gegen Deutschland mit 2:1 die Heim-EM. Es war der größte Triumph des englischen Balltretens seit dem WM-Gewinn der Männer 1966. Viermal wurde sie »Welttrainerin«. Zweimal verlor sie WM-Finals. Jetzt hat sie nach dem Sieg gegen Spanien zum dritten Mal hintereinander die EM gewonnen und stellte damit den Rekord von »Tina« Theune ein (1996–2005 Bundestrainerin). Sie regiert wie eine Generalin, das aber gerecht. Die Engländerinnen brillierten nicht technisch, sie bissen sich durch. Drei Verlängerungen und zwei Elfertreten nach der Gruppenphase sprechen Bände. Immer nur Glück ist am Ende vielleicht doch Können.
Hannah Hampton vom FC Chelsea ist nun die große Heldin. Ihre Paraden, ihre abgewehrten Strafstöße, auch im Finale derer zwei, waren fundamental. Mit dem Fußball begann sie im Alter von fünf Jahren in Spanien, beim FC Villareal. Chloe Kelly vom Arsenal Women FC kommt vom Straßenfußball. Sie ist ein Yellow-Press-Girlie und als Joker gesetzt. Ihr Elfernachschuss eliminierte Italien, den entscheidenden Dolchstoß gegen Spanien setzte sie auch. Ihre Firma heißt Coolness. Auch den Ausgleich durch Russo, der überhaupt die Verlängerung bedeutete, hatte sie angeleiert.
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