Weimers Sorgen
Von Peter Merg
Liest Wolfram Weimer heimlich junge Welt? Wo sonst will der Kulturstaatsminister denn die ganzen guten Haare entdeckt haben, die an der längst verblichenen DDR angeblich gelassen werden, dass er sich die erstaunlich volle Frise so sehr raufen muss? »Die DDR war eine kommunistische Diktatur – mit Mauern, Angst und vielen Tausenden Opfern. Es ist erschreckend, dass dieses System fast 35 Jahre nach der Wiedervereinigung von manchen noch immer verharmlost oder gar romantisiert wird. Wer die DDR verklärt, hat aus der Geschichte nichts gelernt – und bereitet den Boden für neue autoritäre Versuchungen«, hob Weimer laut Presseaussendung zum Wochenstart mal wieder mahnend den Finger. Denn ein vorbildliches Gesundheits- und Bildungssystem, Recht auf Job und Wohnung sowie derlei Unanständigkeiten mehr – was gäbe es daran zu verharmlosen oder gar zu romantisieren?
Vielleicht weiß es die Jugend, die nicht nur forscht, sondern auch erinnert. So heißt zumindest ein staatliches Förderprogramm, um das Demokratieverständnis junger Menschen zu stärken. Irgendwie will die Bundesstiftung Aufarbeitung ja beschäftigt werden. Der Handlungsdruck ist offenkundig. Schließlich wählt die Jugend offenbar blau, da ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch wieder entsprechende Hemdchen anzieht und die kleine Friedenstaube fliegen lässt. Meint einer wie Weimer. Auf der Polytechnischen Oberschule war er nicht.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Christel H. aus Aschersleben (29. Juli 2025 um 18:01 Uhr)In diesen Zeiten stecken wir leider in der schlimmsten Diktatur, die es gibt, in der des Geldes!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Michael M. aus Berlin (29. Juli 2025 um 06:24 Uhr)»Auf der Polytechnischen Oberschule war er nicht.« Hätte vermutlich auch nicht geholfen. Bei manchen Leuten hilft einfach nix. Koll. Meier, Arbeiterveteran, Berlin-Prenzlauer Berg
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (28. Juli 2025 um 22:36 Uhr)Wahrscheinlich war er auf der pyrotechnischen Oberschule unter seinem wahren Namen Simplicissimus Teutsch und kämpft deshalb bevorzugt gegen Windmühlen.
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