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21.07.2025, 19:54:10 / Ausland

UNO kritisiert Verhaftung afghanischer Frauen wegen Verstoß gegen Kleidervorschriften

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Frauen in Burkas warten in der afghanischen Hauptstadt auf Lebensmittelrationen (Kabul, 15.8.2022)

Kabul. In Afghanistan sind nach Angaben der Vereinten Nationen zahlreiche Frauen und Mädchen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Kleidervorschriften der radikalislamischen Taliban verhaftet worden. Zwischen dem 16. und 19. Juli sie in Kabul festgenommen worden, »weil sie sich angeblich nicht an die Hidschab-Anweisungen der De-facto-Regierung« gehalten hätten, erklärte die UN-Unterstützungsmission in Afghanistan (UNAMA) am Montag im Mitteilungsdienst X. Diese Vorfälle seien »besorgniserregend«. Die Festnahmen dienten dazu, »Frauen und Mädchen weiter zu isolieren, sie tragen zu einem Klima der Angst bei und untergraben das öffentliche Vertrauen«, erklärte die UNAMA weiter.

Seit ihrer Rückkehr an die Macht im Jahr 2021 nach 20 Jahren Besatzung des Landes durch NATO-Truppen setzen die islamistischen Taliban ihre Auslegung islamischer Normen durch und verlangen die vollständige Verschleierung von Frauen in der Öffentlichkeit. Ein Augenzeuge hatte gegenüber AFP geschildert, wie Beamte des afghanischen Tugendministeriums vergangene Woche im Zentrum von Kabul zwei Frauen aufforderten, in ein Auto zu steigen. Die Frauen waren demnach geschminkt und trugen die Abaja – einen schwarzen Umhang, der den ganzen Körper bedeckt, aber das Gesicht frei lässt. Nach anfänglicher Weigerung seien die Frauen mit vorgehaltener Waffe von einem Beamten gezwungen worden, in das Auto zu steigen.

Die Islamisten hatten zunächst angekündigt, liberaler zu regieren als während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001. Schnell wurden die Rechte von Frauen und Mädchen aber wieder drastisch eingeschränkt. Dieser Teil der Bevölkerung ist weitgehend aus dem öffentlichen Raum verbannt. Der Besuch weiterführender Schulen ist ihnen untersagt, ihre Arbeitsmöglichkeiten sind weitestgehend eingeschränkt. Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit zudem vollständig verhüllen.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag erließ Anfang des Monats wegen Verbrechen gegen die Menschheit Haftbefehle gegen Taliban-Anführer. Dem Taliban-Chef Haibatullah Achundsada und Afghanistans Obersten Richter Abdul Hakim Hakkani wird wegen der Unterdrückung von Frauen Verfolgung auf Grundlage des Geschlechts vorgeworfen.

Derweil ist die Bundesregierung bestrebt, künftig mehr abgelehnte oder straffällige Asylsuchende nach direkt nach Afghanistan abzuschieben und hat dafür bereits entsprechende Vereinbarungen mit den Taliban getroffen. So sollen demnächst zwei Konsularbeamte aus Kabul in die BRD reisen, um hierzulande bei Abschiebeflügen deutsche Behörden zu unterstützen. (AFP/jW)

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