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25.07.2025, 19:30:03 / jW stärken!
Sommerabo

Journalismus verpflichtet

Die Tageszeitungsbranche schafft sich ab, die junge Welt hält dagegen. Das sollte man ausprobieren, auch als Taz-Leser!
Von Aktion und Kommunikation
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75 Ausgaben für 75 Euro: An gutem Journalismus kann man sich festlesen

Die Werbewirtschaft veröffentlicht neue Zahlen, und die Zeitungsbranche ist in heller Aufregung. Dabei sind die Nachrichten keineswegs neu. Die Variable ist nur die Höhe des Auflagenverlustes der dort gelisteten Medien, denn die Branche ist weit fortgeschritten in ihrer Selbstabschaffung. Profit machen lässt sich mit Preisvergleichsseiten, Immobilien oder Kaffeeverkauf. Karl Marx, selbst viele Jahre seines Lebens als Journalist tätig, war da in seinem Erkenntnisprozess schon weiter, wenn er festhielt: »Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein.«

In diesem Herbst ergibt sich eine neue Situation für die Tageszeitungsbranche, da die Berliner Tageszeitung (Taz) aufhört, eine gedruckte Tageszeitung zu sein. Die zwei Geschäftsführer der Taz erläuterten vergangene Woche die Pläne des Blattes in einem an Durchhalteparolen erinnernden Artikel unter dem Titel »Zum Optimismus verpflichtet«. Ganz so optimistisch klingt es im Text dann nicht mehr, besonders, wenn es über die Bereitschaft der eigenen Leserinnen und Leser zum Wechsel auf ein vor allem digitales Angebot heißt: »Nicht immer voller Begeisterung, aber doch mit tiefsitzender Überzeugung.«

Die gedruckte Auflage der Taz geht seit Jahren zurück. Dieses Schicksal teilt sie mit den allermeisten Tageszeitungen des Landes. Auch der Versuch, mit einer aufgeblasenen Wochenendausgabe zu reüssieren und dafür unter der Woche nur noch digitalen Journalismus zu betreiben, ist keine Erfindung der Taz. Das ND – Der Tag, früher Neues Deutschland, beschreitet denselben Weg, die Werktagausgaben werden bereits zusammengestrichen. Damit diese Rechnung aufgeht, müssen erhebliche Teile der Printleserschaft für ein Onlineabo begeistert werden. Denn bedrucktes Papier gibt es nur noch einmal wöchentlich, und trotz enormer Preise für die Wochen-Taz (5,20 Euro pro Exemplar) reicht das nicht, um eine Tageszeitungsredaktion zu finanzieren. Die aktuellen IVW-Zahlen, in denen die Taz mittlerweile getrennt gelistet wird – einmal als Tageszeitung von Montag bis Freitag, einmal als Wochenzeitung – zeigen, wie schwierig das ist. Die Taz versucht, die bittere betriebswirtschaftliche Realität positiv zu wenden und ökologisch zu verkaufen (die armen Bäume!). Im übrigen wird von verändertem Leseverhalten geraunt. Dass es mit der Art der Berichterstattung, mit Themen und Schwerpunktsetzungen zusammenhängen könnte, dass die Taz – laut IVW-Zahlen im 2. Quartal 2025 – nur noch auf rund 16.233 gedruckte Vollabonnements kommt, spielt natürlich keine Rolle. Wie viele dieser Leserinnen und Leser den anstehenden Wechsel im Oktober mitmachen werden, bleibt unklar.

Diese Branchenkrise ist dabei keine des gedruckten, sondern eine des bürgerlichen Journalismus. Die Engführung der Berichterstattung sorgt für Beliebigkeit, die kapitalistische Dauerkatastrophe für Hoffnungslosigkeit. Doch die Selbstvernichtung der Zeitungen hat Auswirkungen, auch auf die junge Welt. Denn Transporttouren werden teurer, je weniger Exemplare ausgeliefert werden, Druckereien schließen, Zustellrouten werden eingestellt. Aus der Krise des bürgerlichen Journalismus wird somit eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Dass es nicht am Papier liegt, macht die – gegen jeden Trend positive – Abo­entwicklung der jungen Welt deutlich. Die jW erscheint weiterhin an sechs Tagen in der Woche, gedruckt und selbstverständlich auch digital. Internet und gedruckte Zeitungen haben ihre jeweils spezifischen Stärken. Das möchten wir möglichst vielen näherbringen– auch den Lesern anderer Zeitungen. Deshalb bietet unser Angebot im Sommer beide Optionen. Und das zu einer Zeit, wenn – hoffentlich – Zeit für eine erkenntnisreiche Lektüre ist.

Mit dem Beileger in der heutigen Ausgabe haben Sie eine praktische Handreichung: für eine Bestellung für sich selbst, als Geschenk an andere oder als Spende für Unbekannte. Nehmen Sie die Inhalte mit auf die Liegewiese im Stadtbad oder ins Eiscafé mit unserem sommerlichen Aktionsabo!

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

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