88 Nobelpreisträger fordern Abdullah Öcalans Freilassung

In einem am Donnerstag veröffentlichten Appell an internationale Institutionen sowie den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erklären 88 Nobelpreisträger aus aller Welt ihre Unterstützung für die Friedensbemühungen von Abdullah Öcalan und fordern die Freilassung des in der Türkei inhaftierten Gründers der Arbeiterpartei Kurdistans PKK:
Wir, die unterzeichnenden Nobelpreisträger, bekunden unsere Unterstützung für den Friedensaufruf des kurdischen Führers Abdullah Öcalan und unsere anhaltende Besorgnis über die Haftbedingungen, unter denen er seit 26 Jahren inhaftiert ist. In einer Zeit, in der Konflikte weltweit eskalieren, ist Öcalans Aufruf zu Frieden und Demokratie in der Türkei ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Völker der Region.
Als europäische und internationale Institutionen, die mit der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte sowie der Verhütung von Folter beauftragt sind, ist Ihnen die jahrzehntelange Inhaftierung von Herrn Öcalan bekannt. Die Nobelpreisträger haben Sie bereits mehrfach schriftlich auf die Inhaftierung von Herrn Öcalan und anderen politischen Gefangenen in der Türkei hingewiesen. Wir schreiben Ihnen aufgrund bedeutender Entwicklungen im türkisch-kurdischen Friedensprozess und im Fall von Herrn Öcalan. Am 27. Februar 2025 hat Herr Öcalan einen Aufruf zu »Frieden und einer demokratischen Gesellschaft« veröffentlicht, in dem er zu einem Waffenstillstand, zur Niederlegung der Waffen, zur Einberufung eines Kongresses zur Erörterung der Auflösung der PKK und zu einer demokratischen politischen Lösung der Kurdenfrage aufruft.
In seinem Aufruf betont er die Bedeutung der Stärkung der Brüderlichkeit zwischen den Völkern der Türkei und sein Engagement für die Förderung des Friedensprozesses. Der Aufruf von Herrn Öcalan steht ganz im Zeichen der Brüderlichkeit und des Friedens, wie es Alfred Nobel so nachdrücklich betont hat. Als Nobelpreisträger erkennen wir diese Initiative an und unterstützen sie.
Im Rahmen der wieder aufgenommenen Friedensverhandlungen und als legitimer politischer Vertreter und Führer des kurdischen Volkes muss Herr Öcalan freigelassen werden und uneingeschränkt an dem von ihm initiierten Friedensprozess teilnehmen dürfen, um frei mit seinen Anwälten, seiner Partei und allen Akteuren dieses Prozesses kommunizieren zu können.
Die Besorgnis der Nobelpreisträger, die diesen offenen Brief unterzeichnet haben, rührt von dem offensichtlichen Mangel an sinnvollen Bemühungen seitens der hier angesprochenen europäischen Institutionen sowie des UN-Menschenrechtsausschusses zu seinen Gunsten her. (…)
Der Friedensaufruf von Herrn Öcalan hat breite internationale Unterstützung gefunden, vom UN-Generalsekretär über fast ein Dutzend nationale Regierungen bis hin zu Mitgliedern des Europäischen Parlaments und zivilgesellschaftlichen Organisationen auf der ganzen Welt. Präsident Erdoğan hat selbst anerkannt, dass der einzige Weg zu Frieden zwischen dem türkischen und dem kurdischen Volk über Dialog und Verhandlungen mit Abdullah Öcalan führt, wie dies während der Oslo-Gespräche (2009–2011) und des İmralı-Prozesses (2013–2015) deutlich wurde. Wir fordern die Freilassung von Herrn Öcalan und dass ihm uneingeschränkte Möglichkeiten zur Teilnahme am Friedensprozess eingeräumt werden.
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