AFP: Ohne sofortiges Eingreifen werden die letzten Reporter in Gaza sterben

Der scheidende Redaktionsausschuss der Nachrichtenagentur AFP warnte am Montag davor, dass seine Reporter im Gazastreifen infolge von Hunger sterben könnten:
Seit 2024, als die festangestellten Journalisten das Gebiet verlassen haben, arbeitet AFP mit einem Autor, drei Fotografen und sechs Videofilmern, alle freiberuflich, im Gazastreifen. Zusammen mit einigen wenigen anderen sind sie nun die einzigen, die noch über die Ereignisse im Gazastreifen berichten können. Der internationalen Presse ist seit fast zwei Jahren die Einreise in das Gebiet verboten. Wir weigern uns, sie sterben zu sehen. Einer von ihnen, Bashar, arbeitet seit 2010 für AFP, zunächst als Fixer, dann als freiberuflicher Fotograf und seit 2024 als Fotochef. Am 19. Juli veröffentlichte er eine Facebook-Nachricht: »Ich habe nicht mehr die Kraft, für die Medien zu arbeiten. Mein Körper ist abgemagert, und ich kann nicht mehr arbeiten.« Bashar, 30, lebt und arbeitet unter denselben Bedingungen wie alle Bewohner Gazas und zieht unter israelischen Bombenangriffen von einem Flüchtlingslager zum nächsten. Seit über einem Jahr lebt er in Armut (…). Hygiene ist für ihn ein großes Problem, da er immer wieder an schweren Darmerkrankungen leidet. Seit Februar lebt Bashar mit seiner Mutter, vier Geschwistern und weiteren Familienangehörigen in den Trümmern seines Hauses in Gaza-Stadt. Ihr Haus ist bis auf ein paar Kissen völlig unmöbliert. Am Sonntag morgen berichtete er, dass einer seiner Brüder »vor Hunger zusammengebrochen« sei. Obwohl diese Journalisten ein monatliches Gehalt von AFP erhalten, reicht es nicht mehr aus, um Lebensmittel zu kaufen, oder sie müssen völlig überhöhte Preise zahlen. Das Bankensystem ist zusammengebrochen, und diejenigen, die Geld über Onlinebankkonten wechseln, verlangen eine Provision von bis zu 40 Prozent. AFP ist nicht mehr in der Lage, ihnen ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, und es gibt nicht genug Treibstoff, damit diese Journalisten für ihre Berichterstattung reisen können. Autofahren bedeutet, zur Zielscheibe israelischer Luftangriffe zu werden. AFP-Reporter sind daher zu Fuß oder mit Eselskarren unterwegs. Ahlam, die im Süden Gazas lebt, hält so lange wie möglich durch, um »Zeugnis abzulegen«. »Jedes Mal, wenn ich das Zelt verlasse, um über ein Ereignis zu berichten, ein Interview zu führen oder eine Geschichte zu dokumentieren, weiß ich nicht, ob ich lebend zurückkomme.« Ihr größtes Problem, bestätigt sie, ist der Mangel an Nahrung und Wasser.
Wir können jeden Moment von ihrem Tod erfahren, und das ist unerträglich. Am Sonntag schrieb Bashar: »Zum ersten Mal fühle ich mich besiegt.« Später am Tag sagte er zu einem von uns, dass er ihm dankbar sei – dafür, dass wir darüber berichten, »wie unser Alltag zwischen Tod und Hunger aussieht«. »Ich wünschte, Präsident Macron würde mir helfen, aus dieser Hölle herauszukommen.« Ahlam hält noch durch. »Ich versuche, meinen Beruf weiter auszuüben, für die Stimmlosen zu sprechen, die Wahrheit zu dokumentieren, trotz aller Versuche, sie zu verschleiern. Hier ist Widerstand keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit.« Seit der Gründung der AFP im Jahr 1944 haben wir Journalisten in Konflikten verloren, einige wurden verletzt, andere gefangengenommen. Aber keiner von uns kann sich daran erinnern, Kollegen verhungern gesehen zu haben.
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