Kapitalisten unter sich
Von Max Grigutsch
Was besprechen Wirtschaftsbosse und Regierungsvertreter, wenn die lästigen Beschäftigten nicht dabei sind? Am Montag haben sie im Kanzleramt beraten, wie sie 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland investieren können. Diese Summe wollen die 61 Firmen der Kapitalallianz »Made for Germany« bis 2028 in die Hand nehmen, um »ein Signal zu setzen für Wirtschaftswachstum und Zukunftsfähigkeit«. Eine der »größten Investitionsinitiativen, die wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten hatten«, verkündete Bundeskanzler Friedrich Merz nach dem Treffen vor Journalisten.
Flankiert wurde der CDU-Politiker von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Siemens-Chef Roland Busch, die als Mitinitiatoren der Allianz gelten. Ersterer erfreute sich des »ausgezeichneten Austausches« mit der Regierung. Diese, ferner vertreten durch Finanzminister Lars Klingbeil und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, schaffe »gute und wichtige Voraussetzungen für eine Wachstumswende«, sagte Sewing. »Wir alle bekennen uns zum Standort Deutschland, ohne Wenn und Aber.«
Das ergänzte Busch immerhin um etwas Inhalt. Man habe »neun Handlungsfelder« mit einem »extrem hohen Überdeckungsgrad mit den Prioritäten im Koalitionsvertrag« definiert. Es gelte, weniger zu regulieren und den »Unternehmen mehr Freiheit« zu geben, man brauche Digitalisierung und künstliche Intelligenz, sagte der Siemens-Chef und beschwor dafür eine »neue Form der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik«.
Wer könnte dieses Bündnis besser anführen als Merz, dessen Exkollegen von Blackrock ebenfalls vor Ort waren, außerdem Springer-Boss Mathias Döpfner und Alexander Geiser von der Finanzberatung FGS Global? Mit dabei sind auch die Autokonzerne BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen, die Rüstungsproduzenten Rheinmetall und Airbus sowie weitere Großunternehmen.
Aber »die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die sitzen nicht am Tisch«, kritisierte Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft am Montag im Bayerischen Rundfunk, ebenso der Linke-Vorsitzende Jan van Aken auf einer Pressekonferenz. Laut van Aken fehlten zudem die Gesamtbetriebsräte und Arbeiter. Dass es auch auf diese ankommt, schien Merz zu dämmern. Er ermahnte die Beschäftigten zu Leistung und Arbeitsbereitschaft.
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