Kindergärten – Zuerst ohne Personal, jetzt ohne Kinder
Von Hagen Bonn
Ich gebe es offen zu, ich habe mir Kinder nur angeschafft, um sie gewinnbringend von der Steuer abzusetzen. Geht bestens mittels »Kinderbetreuungskosten«, also mit Babysitter, Au-pair, Haushaltshilfe oder dem Musikunterricht. Deswegen war ich verwundert, als ich las, dass vor allem im Osten frei gewordene Kitaplätze unbesetzt bleiben. Und nicht nur im Osten. Bundesweit gehen die Geburten zurück, wobei das ZDF spöttelte, im Osten sei das Phänomen »einfach prägnanter und prominenter«.
Prominenter? Kommt von Lateinisch »prominere«, also »hervorragen«, »hervorstehen«. Zu den beiden Wörtern fällt mir glatt die Nase von Bundes-Pinocchio Merz ein. Aber zurück zum Thema: Im Vergleich zu 1990, so das Statistische Bundesamt, sei die Geburtenrate 2023 in Ostdeutschland 52 Prozent niedriger. Der Osten ist quasi ausgerottet. Aber wie schlimm kann das schon sein?
Noch vor Jahren tat ich alles, um mir einen dieser heiß begehrten Kitaplätze zu sichern. Ich kann mich gut an eine Weihnacht erinnern, da war im Kindergarten Schrottwichteln angesagt. Und ich war plötzlich der neue Papa von Kevin … Ja, und heute muss ich eben steuerlich umdenken. Jetzt setze ich Politiker, das Wetter und die Inflation von der Steuer ab, wegen der besonderen Belastung von all dem. Trotzdem, warum wollen wir keine Kinder? Fakt ist, die Geburtenquote pro Frau in Deutschland ist mit 1,36 zu gering. Wir benötigen etwa 2,1, um zukünftig ausreichend Piloten für die Drohnensteuerung gegen Russland bereitzuhalten. Nein, wir müssen jetzt nicht über die Zahlen nach dem Komma diskutieren. Jeder von uns kennt die eine oder andere Person, wo das schon passt, nicht wahr?
Das elterliche Zeugungsverweigerungsrecht schöpft sich aus allerlei Quellen: finanzielle Belastungen, die Angst vor Scheidung und zweiter Ehe, fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit und die Zukunftsangst. Wobei letztere heikel ist, denn eine von mir persönlich durchgeführte Umfrage ergab: Eine Frau macht sich nie Sorgen um die Zukunft, bis sie dann, nun, ihre Kinder kennenlernt. Nachwuchs? Das sehe ich gelassen. Es gibt doch moderne 3D-Drucker, es gibt KI und, brandneu, Fleisch aus dem Labor. Das müssen wir zusammendenken, okay? Von mir zusammengedacht ist eine gänzlich neue Strategie. Sie fußt allerdings auf meiner individuellen Bedürfnisstruktur und dem allbekannten Gleitzeitmodell. Demnach gleite ich aus der Elternzeit automatisch in den Ruhestand.
75 für 75
Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Peter Groß (21. Juli 2025 um 23:36 Uhr)Was wird aus den Kindern? Ideologisch befinden wir und in den Morgenstunden vor dem 3. Weltkrieg. Täglich wird mehr Angst geschürt. 20.000 Kinder erschossen, von Bomben zerrissen, einfach dem Hungertod überlassen, von einer Sekte aus Evangelikalen (das andere Land und die Religion nenne ich hier nicht wegen der Staatsräson). Zu dieser, man mag sie Todesschwadron oder Sektenunion nennen, gehören scheint es auch Bundestagsabgeordnete und Kirchenmänner, die der Lebensbewegung fest und unverbrüchlich verbunden sind, die soviel Macht vereint, dass sie sich über die unabhängig genannte Justiz erheben. Nichts anderes ist das Spektakel um die Wahl von drei Verfassungsrichtern. Was wissen wir über den Krieg? Er wird etwa 1.000 Opfer pro Tag bringen, so Krankenhausbetreiber. Aber wie viele Schwerbehinderte, Traumabelastete, Drogenabhängige? »Wie viele wollen nicht töten und nicht getötet werden. Im Ukrainekrieg desertieren Tausende – auf russischer und ukrainischer Seite. Manche fliehen, andere verletzen sich selbst, hört man vom Deutschlandfunk. «In der Ukraine nutzen Armeeangehörige Cannabis, Amphetamine oder Schlafmittel, um dem Dauereinsatz standzuhalten. Doch Sucht ist offiziell kein Problem. Auch in der Bundeswehr bleibt die Dunkelziffer hoch. Dabei ist Schweigen keine Lösung». (Quelle: Deutschlandfunkkultur). «Die Zukunft der Kriegsführung liegt laut Experten nicht allein in chemischen, sondern zunehmend in technologischen Eingriffen ins Gehirn. Der polnische Politologe Łukasz Kamienski beobachtet zwei Trends: Zum einen die Individualisierung von Medikamenten durch Künstliche Intelligenz. Zum anderen: Gehirnstimulation durch elektrische Impulse – bis hin zu implantierbaren Chips. Geräte der US-Militärforschungseinrichtung DARPA arbeiten bereits mit Schall- und Lichtimpulsen, die Nanopartikel gezielt ins Gehirn leiten sollen.» (Deutschlandfunkkultur). Ich meine, die Mütter haben begriffen welches Leid ihre Kinder erwartet und dass sie sie mit 14 vollständig verloren haben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Symptome lesen
vom 19.07.2025 -
Nachschlag: Aha-Momente
vom 19.07.2025 -
Vorschlag
vom 19.07.2025 -
Veranstaltungen
vom 19.07.2025 -
Das ist nicht Onkel Bombie
vom 19.07.2025 -
Bitte an die Medien
vom 19.07.2025