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Aus: Ausgabe vom 16.07.2025, Seite 16 / Sport

Mit Verlaub, Herr Infantino

Von André Dahlmeyer
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Viel im Flugzeug und trotzdem erfolgreich: Das brasilianische Nationalteam (bei Olympia, Paris, 3.8.2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! In Ecuador findet die zehnte Copa América der Frauen statt. Alle Titel gingen bisher nach Brasilien, bis auf den von 2006, der ging nach Argentinien. Bis zum 2. August werden hier u. a. die Mannschaften für zwei Startplätze für das olympische Fußballturnier der Frauen in Los Angeles 2028 ermittelt sowie drei weitere für die Panamerikanischen Spiele 2027, für die Peru als Gastgeber bereits qualifiziert ist. Für die Frauen-WM 2027, die im Juni und Juli in acht Städten Brasiliens ausgetragen wird, qualifiziert diese Copa América schon nicht mehr. Conmebol und FIFA bestätigten im Dezember vergangenen Jahres die Einführung von Eliminatorias Sudamericanas Femeninas, also des Modus der WM-Qualifikation wie bei den Männern.

Würden die beiden Verbände doch nur einmal etwas weiterdenken! Die wahren Copas Américas sind doch die Eliminatorias, jeder gegen jeden, also sollten die auch so heißen. Die andere, die sogenannte Copa América, muss weg. Nationalspieler kicken normalerweise in Europa oder noch weiter weg. Während etwa deutsche Spieler gleich um die Ecke spielen, praktisch ohne Reisebelastung, stehen bei Südamerikanern bei jedem FIFA-Spieltag bis zu vier Weltreisen an: zwei hin, zwei zurück. Hinzu kommt, dass die Europäer ohnehin nur halb soviel WM-Qualispiele machen.

Das ist Wettbewerbsverzerrung, Herr Infantino! Mit Verlaub, ändern Sie es, sonst wird im Cono Sur früher oder später ein eigener, neuer Fußballweltverband gegründet werden, Notwehrmafia sozusagen, dann steht die FIFA ohne ihre südamerikanischen Stars da, die den Schotter für ihre Konten in zahlreichen Steueroasen hauptsächlich generieren.

Zugegeben: Spanien und Italien hätten wenigstens die Argentinier gern dabei, oder die Brasilianer. Peru und Paraguay heben die Hand für Japan. Boca-Juniors-Fans gibt’s in ganz Lateinamerika. Die wollen also Schweden, da kommt man um Eintracht Braunschweig dann auch nicht mehr herum. Puh. Es wird undurchsichtig. Es heißt, Geld sei Macht, ich sehe da nur Nebel. Deutschsprachige Wirtschaftsflüchtlinge sind immer infantil genug, den Urwald zu roden. Klondike mal anders. Roden und spielen ist nicht exakt dasselbe, raus. Palästina sollte unbedingt vertreten sein und eine Nationalmannschaft der Mennoniten, aber kicken die bei Flutlicht? Sehnse. Während das Leben am Spritzensee in Zürich im Bunker der FIFA leicht oder light ist wie immer, höre ich schon die Uruguayos, die lauthals die Auswahl Kubas fordern. Kuba, ohne Europa, das geht. Schaunmermal.

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