Deutsche Exporteure straucheln
Von Max Grigutsch
In der internationalen Konkurrenz haben hiesige Kapitalisten ihre führende Stellung verloren. »Die deutschen Exportmarktanteile sanken seit 2017 und entwickelten sich im internationalen Vergleich seit 2021 besonders schwach«, attestierte die Bundesbank in einem am Montag vorab veröffentlichten Artikel aus dem Juli-Monatsbericht. »Die Verschlechterung war sektoral breit gefächert«, am stärksten betroffen seien Maschinenbau, Elektrobranche sowie Chemie- und Metallindustrie. Seit 2023 schwächle zudem die globale Nachfrage nach deutschen Autos.
Die Marktanteilsverluste hätten zur deutschen Wachstumsschwäche in den letzten Jahren beigetragen, heißt es in der Analyse. Das ist wenig überraschend in einer maßgeblich auf Exporten fußenden Wirtschaft, die vor dem dritten Jahr in Folge ohne Steigerung der Wirtschaftsleistung steht. Berechnungen der Notenbank legen zudem nahe, dass das Bruttoinlandsprodukt der BRD »zwischen 2021 und 2024 um insgesamt 2,4 Prozentpunkte stärker gewachsen« wäre, hätten deutsche Firmen ihre Exportmarktanteile behauptet. Als Gründe für die Flaute nennt die Bundesbank wirtschaftliche »Schocks«, wie die Lieferkettenprobleme der Coronapandemie oder die hohen Energiepreise seit dem Ukraine-Krieg. Druck kommt auch von US-Präsident Trump: Angesichts der für den 1. August angekündigten Zölle auf EU-Waren senkten drei große deutsche Chemiefirmen – BASF, Covestro, Brenntag – am Freitag ihre Gewinnprognosen.
Fast jeder vierte deutsche Arbeitsplatz hängt am Export. Lösungen hat die Zentralbank aber nur für die Bosse parat – und liefert so Munition für das »schwarz-rote« Regierungsprogramm. Arbeitsanreize gelte es zu stärken, Sozialsysteme zu reformieren – Bundeskanzler Merz kündigte am Sonntag Kürzungen bei Mietzuschüssen von Bürgergeldbeziehern an. Die Bundesbank drängt auf mehr Fachkräftezuwanderung – so auch das kapitalnahe Institut der deutschen Wirtschaft am Montag. Die Notenbank fordert mehr Anreize für private Investitionen – Zweck des am Freitag vom Bundesrat abgenickten »Investitionsboosters« – und weniger Bürokratie für Firmen – eines der Hauptanliegen der »Initiative für einen handlungsfähigen Staat«, die am Montag ihren Abschlussbericht vorgestellt hat. Wenn es um das deutsche Exportkapital geht, ziehen alle an einem Strang.
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