Proteste zum Nationalfeiertag
Von Jürgen Heiser
Am 4. Juli fanden um den US-Nationalfeiertag in Philadelphia vielfältige Aktivitäten von Gegnern des »Unabhängigkeitstages« und seinen patriotischen Befürwortern statt. Gegen die Propagandalügen des »4th of You Lie« hatte die Solidaritätsbewegung für den 5. Juli zu einer Protestkundgebung gegen die seit 43 Jahren dauernde Haft des US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal aufgerufen. Im Malcolm-X-Park wurde an das rassistische Urteil erinnert, das am Vortag des Feiertags 1982 nach kurzem Prozess gegen den politischen Aktivisten wegen eines ihm untergeschobenen »Polizistenmordes« verhängt worden war.
Schon 1852 hatte der afroamerikanische Freiheitskämpfer Frederick Douglass kritisiert, der 4. Juli sei ein Tag, der »mehr als alle anderen Tage im Jahr die schreiende Ungerechtigkeit und Grausamkeit enthüllt«, deren ständige Opfer die aus Afrika verschleppten Sklaven und ihre Nachfahren seien. Daran knüpften auch die Veranstalter der diesjährigen Kundgebung an und forderten die Abschaffung des US-Gefängnissystems, das mit den massenhaft zur Zwangsarbeit verpflichteten Gefangenen, zumeist Schwarze und Hispanos, ein Ausdruck moderner Sklaverei sei. Sie forderten ferner die Abschaffung der von der US-Einwanderungsbehörde ICE errichteten Internierungslager für Migranten und »Schluss mit der medizinischen Vernachlässigung« aller Eingesperrten. »In dieser letzten Phase des US-Imperialismus lasst uns gemeinsam gegen die Tyrannen des Imperiums kämpfen, für eine Zukunft, die uns alle befreit!« hieß es im Aktionsaufruf.
Bereits am Vortag hatte laut Workers World ein Bündnis aus einem Dutzend lokaler Organisationen vor dem Rathaus gegen die offizielle Festveranstaltung zum 4. Juli demonstriert. Darunter »Mobilization for Mumia«, »Philly Educators for Palestine«, »Workers World Party«, die »Alliance Against Racist and Political Repression« und der antizionistische International Jewish Labor Bund. Gemeinsam forderten sie Abu-Jamals Freilassung, ein freies Palästina und ein Ende des Völkermords in Gaza, den Abzug der US-Truppen aus den Philippinen und Südkorea, Einheit mit allen immigrierten Wanderarbeitern und Solidarität mit dem Streik der städtischen Arbeiter.
Hinter einem bunten Großbanner mit der Aufschrift »Lasst die Drachen fliegen – Sagt nein zum US-Imperium – Alle Macht dem antikolonialen Kampf!« marschierten die Demonstranten durch die Stadt und vereinigten sich mit einer Kundgebung der seit dem 1. Juli streikenden städtischen Beschäftigten der örtlichen Dienstleistungsgewerkschaft AFSCME. Die fand zur Unterstützung der Streikposten vor dem stark gesicherten Eingang zur offiziellen Jubelfeier zum 4. Juli in Philadelphia statt.
Mit einer kurzen Grußadresse an die Streikenden überraschte Mumia Abu-Jamal die Kundgebungsteilnehmer. Aus dem Staatsgefängnis Mahanoy sprach er live zur Menge. Als Gewerkschafter der National Writers Union begrüßte Abu-Jamal den Kampf der Streikenden »für einen fairen Tarifvertrag« und »für die Verteidigung der Rechte der Arbeiterklasse«. »Streikt weiter! Kämpft weiter für eure Rechte!« rief er den städtischen Arbeitern zu und stimmte für sie den Song von Bob Marley an: »Get up, stand up, stand up for your right!«
Wie Workers World vergangenen Dienstag meldete, hätte die Bezirksgruppe DC 33 der AFSCME die Stadt »mit einem historischen Streik, dem ersten seit fast 40 Jahren, während des mit dem 4. Juli beginnenden Wochenendes lahmgelegt«. Es stank den Einwohnern sprichwörtlich, dass Bürgermeisterin Cherelle Parker sich zunächst weigerte, auf die Streikforderungen einzugehen, denn in den Straßen türmte sich der Müll, und trotz Hitzewelle blieben städtische Freibäder geschlossen. Der Streik endete am Freitag mit einer noch nicht veröffentlichten Einigung, nachdem sich zuletzt auch die in der Kulturarbeitergewerkschaft CWU organisierten Beschäftigten des Penn-Museums einstimmig »den 10.000 streikenden DC-33-Kollegen« angeschlossen und erklärt hatten, die arbeitende Bevölkerung von Philadelphia verdiene »mehr als die Krümel, die Bürgermeisterin Parker und die Museumsleitung auf den Tisch legen«.
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