»Sicherheitsnetz« bei Ford
Von Oliver Rast
Das Signal kam am Donnerstag abend. Die Konzernspitze des US-Autobauers Ford hat grünes Licht gegeben – es sei das Okay für ein »umfassendes Schutzpaket für alle Beschäftigten der Ford-Werke GmbH am Standort Köln erzielt«, teilte der Gesamtbetriebsrat (GBR) am Freitag schriftlich mit. Das Management der Ford Motor Company in den USA habe dem Verhandlungsergebnis von GBR und IG Metall (IGM) zugestimmt. Damit sei eine Absicherung für alle rund 10.000 Ford-Kollegen bis Ende 2032 vereinbart worden. »Ein wichtiger Meilenstein.«
Ferner sei es gelungen, »die Berufsausbildung und Übernahme langfristig bis 2032 zu sichern«, wurde GBR-Chef Benjamin Gruschka in der Mitteilung zitiert. Ein »sicheres Netz« für die gesamte Belegschaft sei nun gespannt.
Anfang Mai hatten die stimmberechtigten IG-Metall-Mitglieder in einer Urabstimmung bei Ford in Köln für einen Arbeitskampf gestimmt, um etwa die Forderung nach einem »Sicherheitsnetz« im Rahmen eines Sozialtarifvertrags durchzusetzen. Eine Woche danach hatten die Kölner Fordianer laut IGM mit einem »eindrucksvollen Tagesstreik« Druck dahingehend auf die Konzernbosse ausgeübt – offenbar mit Wirkung, wenn man GBR und Metallern glauben mag.
Richtig ist, im November vergangenen Jahres hatte die Geschäftsführung bekanntgegeben, knapp 3.000 Jobs in den Kölner Ford-Werken, in denen nur noch E-Autos entwickelt und fabriziert werden, zu streichen – trotz des vereinbarten Kündigungsschutzes bis 2032. Zudem kündigte der Mutterkonzern seine seit 2006 bestehende sogenannte Patronatserklärung auf. Die Ford-Bosse wollen Verluste ihrer deutschen Tochter nicht mehr kompensieren. Klar ist, über der Produktionsstätte in Niehl sowie dem Entwicklungs- und Ersatzteilzentrum in Merkenich schwebt das Damoklesschwert. Übersetzt: Eine Insolvenz der Betriebe ist möglich.
Abgesehen von dieser Drohkulisse, was ist mit der angekündigten Arbeitsplatzvernichtung? »Der Stellenabbau setzt vor allem auf freiwilliges Ausscheiden«, bemerkte Gruschka. Die Abfindungen seien großzügig und deutlich besser als üblich in der Automobilbranche. Und: »Für Bereiche, die an Investoren verkauft werden sollen, gelten klare Regeln: Es werden ausschließlich nachhaltige Konzepte mit Zukunft berücksichtigt«, so Gruschka weiter.
Am Freitag hat der GBR die Belegschaft auf drei Betriebsversammlungen »über die wichtigsten Inhalte aus dem Paket informiert«, heißt es gleichentags in einem Statement der IGM Köln-Leverkusen. Reservierter als der GBR klingt indes der IGM-Vertrauenskörperleiter für die Ford-Werke in Niehl/Merkenich, David Lüdtke: »Ob wir die Erwartungen der Belegschaft mit dem Verhandlungsergebnis erfüllen konnten, lässt sich momentan noch nicht abschätzen.« Das stimmt wohl. Zumal die Zukunft des Ford-Standorts in der Domstadt weiterhin ungewiss ist. Spätestens nach 2032. Ferner räumte die Erste Bevollmächtigte der IGM Köln-Leverkusen, Kerstin D. Klein, ein: »Das verhandelte Gesamtpaket ist so komplex, dass wir nun einige Wochen brauchen werden, um es im Betrieb verständlich zu erklären.« Deshalb würden die Gewerkschaftsmitglieder über die Annahme des Verhandlungsergebnisses erst nach den Betriebsferien in einer zweiten Urabstimmung entscheiden. Ein Signal dann für oder wider die Werksdemontage auf Raten.
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