Stahlkocher sollen bezahlen
Von Susanne Knütter
Der Thyssenkrupp-Vorstand will die Stahlproduktion halbieren und greift die ganze Konzernbelegschaft an. Das wurde nun noch einmal bei den Verhandlungen über den Umbau der Stahlsparte des Konzerns deutlich. Nach Angaben der IG Metall hat der Konzern die Belegschaft zum Verzicht auf Leistungen in Höhe von jährlich 200 Millionen Euro aufgefordert. »Die Beschäftigten sollen das Sparprogramm bei Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) mit ihren Löhnen, Sonderzahlungen und Zukunftsperspektiven bezahlen«, hieß es in einem Flugblatt, das die Gewerkschaft am Donnerstag an ihre Mitglieder bei TKSE verschickt hat und jW vorliegt.
Der Streichliste ist unter anderem zu entnehmen, dass tarifliche Einmalzahlungen wegfallen sollen, darunter das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld. Bei den Tarifverhandlungen soll es Nullrunden geben. Des weiteren sind Arbeitsverdichtungen ohne Lohnausgleich vorgesehen. Ausbildungen und Übernahmen der Auszubildenden sollen abgebaut oder gestrichen werden. Die Vergütung für Rufbereitschaft soll halbiert, vermögenswirksame Leistungen – also Rücklagen fürs Alter – sollen ausgesetzt werden. Das sind einige der Maßnahmen, mit denen der Vorstand die Personalkosten um zehn Prozent senken will. Die IG Metall machte in dem Flugblatt deutlich, »ein derart harter Griff ins Portemonnaie unserer Kolleginnen und Kollegen ist mit der IG Metall nicht zu machen.« Was das für das weitere Vorgehen bedeutet, konnte die Gewerkschaft am Freitag gegenüber jW nicht beantworten. Darüber diskutieren derzeit die Betriebsräte mit der Belegschaft. In der nächsten Woche werden die Verhandlungen zunächst fortgesetzt.
Die Gewerkschaft erwartet vom Unternehmen »Sicherheiten für die Zukunft«. Das heißt: »Investitionen, keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Standortschließungen und ausreichende finanzielle Mittel für einen guten Ausstieg aus dem Unternehmen«, erklärte Verhandlungsführer Knut Giesler. Die Bereitschaft allerdings, »selbst die nötigen Mittel für einen Restrukturierungstarifvertrag zur Verfügung zu stellen«, hat das Unternehmen laut IG Metall bisher nicht erkennen lassen.
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